„Eine Sanierung ist nicht mehr möglich, der Geschäftsbetrieb ist schon eingestellt“, sagt Stefan Koch. Das Goya ist pleite und Koch ist ein Mitarbeiter des Insolvenzverwalters, der die „Nollendorfplatz 5 Betreibergesellschaft“ abwickelt. So heißt die Firma von Michael Andler, der vor rund vier Jahren alles besser machen wollte – nachdem er das Goya vom damalige Betreiber übernahm, aus der Insolvenz. Zusammen mit einem Partner, der in der Schwulenszene des Quartiers gut verwurzelt ist, wollten die beiden das Goya auch an wechselnde Veranstalter weitervermieten. Ü30-Partys standen auf dem Programm – für After-Show-Partys, Empfänge, Präsentationen, Modeshows und Events für 2 bis 1.500 Personen eigneten sich die Räume, heißt es auf der Website, die noch im Netz steht.
Räume werden derzeit renoviert
Vielleicht war die Zeit am Nollendorfplatz noch nicht reif für einen edlen Club mit poliertem Stein, großen Spiegelflächen und rotem Teppich – eine Einrichtung, die eher zum Potsdamer Platz passen würde als in den Schöneberger Kiez. Und schon gar nicht stand der Luxus in der Tradition des Hauses, in dessen Anfangsjahren der Avantgarde-Regisseur der Weimarer Republik, Erwin Piscator, mit kargen Bühnenbildern und politischem „proletarischen“ Theater das Berliner Bürgertum brüskierte.
Dass nach dem Aus für das Goya die Türen zum Hauptportal unter dem gewaltigen Rundbogen lange geschlossen bleiben könnten, befürchtet der Verwalter des Gebäudes nicht. Die Schließung des Goya hat sich in der Branche rumgesprochen. Bei Verwalter Jürgen Blume haben schon Betreiber anderer Berliner Clubs angerufen, die das Jugendstil-Gebäude am Nollendorfplatz mieten wollen, um dort ein zweites Haus zu öffnen. Blume muss sie vertrösten: „Wir müssen zuerst die Arbeiten im Innenraum abschließen.“ Die Handwerker renovieren zurzeit die Räume, das Inventar wird überprüft, geleaste Kühlschränke und ähnliche Geräte zurückgegeben.
Glanzzeiten als „Metropol“
Auch auf einen Anruf des Zwangsverwalters wartet Blume noch, um offene Forderungen abzustimmen. Summen von mehreren hunderttausend Euro stehen im Raum. Warum das Goya-Konzept nicht aufging, weiß er nicht. Genügend Veranstaltungen habe es schon gegeben, so sein Eindruck. Betreiber Andler „ist für uns auch nicht erreichbar“. Ein Mitarbeiter habe die Schlüssel übergeben.
Westberlins prominenteste Flüchtlinge – aus dem überdrehten globalen Pop-Betrieb David Bowie und aus der real existierenden DDR Nina Hagen – spielten unter dem historischen Gewölbe groß auf, aber auch Newcomer wie Depeche Mode oder Human League. Die Ära endete mit einem Knall: dem Fall der Mauer. Danach zog das Szenevolk still ab und der Patina jener historischen Gemäuer am Nollendorfplatz die echten Ruinen des Tacheles an der Oranienburger Straße vor – die standen im damals hipperen (neuen) Teil der Stadt, im Osten.