Staub liegt in der Luft, wenn man die Zähne zusammenbeißt, knirscht er im Mund. Hier in Alt-Stralau, zwischen der Elsenbrücke und den Gleisen der Ringbahn, dämmert das alte Hafenkraftwerk vor sich hin. Am Boden liegen große Holzplanken, ein Arbeiter macht sich an der Deckenabhängung zu schaffen. Christian Mill dreht eine Runde durch das alte Gemäuer, das bald neu beschallt wird: Der berühmte Magdalena-Club zieht hier ein. „Hier am Eingang wird später eine große Bar stehen“, erklärt der 35-Jährige. Er bahnt sich seinen Weg durch den Bauschutt. Der nächste Raum ist eine große Halle, die Deckenhöhe liegt bei gut vier Metern. „Früher stand hier mal eine Dampfmaschine, die den gesamten Osthafen mit Strom versorgt hat, in Zukunft wird das unser Mainfloor.“ Wo einst Werktage ihren Namen verdienten, wird bald ins Wochenende getanzt.
Einige Monate suchten die drei Clubbetreiber eine neuen Bleibe für „Magdalena“. Dann die große Überraschung: Die Behala, Eigentümerin des ehemaligen Hafenkraftwerks, stimmte einer Vermietung zu. Dabei hatte es in den letzten Jahren rund 35 Interessenten für das Haus gegeben, alle wollten dort einen Club eröffnen. Der nötige Bauaufwand könnte einige von ihnen jedoch abgeschreckt haben. „Im Prinzip müssen wir das ganze Haus entkernen, da die Böden in den oberen Stockwerken nicht die nötige Traglast haben. Außerdem muss auch noch auf den Denkmalschutz geachtet werden“, erzählt Mill.
Hilfe per Facebook organisiert
Obwohl das 1907 eröffnete Gebäude nach Schließung des Hafens weiter genutzt wurde, sind die Räume in keinem guten Zustand. Von 1993 bis 2005 hatte die linke Tageszeitung „Neues Deutschland“ hier ihren Redaktionssitz, zuletzt war eine Werbeagentur ansässig. Ganz alleine können Mill und seine Freunde den Umbau jedoch nicht stemmen. Sie hoffen auf Unterstützung durch Stammgäste und Magdalena-Fans. Und diese ist ihnen wohl sicher: „Wir haben einen Aufruf bei Facebook gestartet, innerhalb weniger Stunden haben sich über 160 freiwillige Helfer gemeldet, darunter auch Firmen und Ingenieure.“
Wenn das neue „Magdalena“ wie geplant zu Ostern 2015 eröffnen kann, warten drei Floors auf die Gäste. Auch der fast 4000 Quadratmeter große Hof soll zum Feiern genutzt werden. Doch vor dem Vergnügen kommt der Aufwand, vor allem, wenn man bedenkt, dass das Gebäude voraussichtlich nur für die nächsten zehn Jahre als Club genutzt werden kann: „Unser Mietvertrag endet, wenn die Stadtautobahn bis hierher verlängert wird“, sagt Mill. Der Senat hält das Grundstück seit Jahren frei, die A100 soll langfristig von Neukölln bis zur Frankfurter Allee führen, das alte Kraftwerk wird dann ganz Geschichte sein. Und abgerissen.