Englischer Garten im Tiergarten

Konzerte und britische Parkkultur

Britische Parkkultur im Englischen Garten, der im nordwestlichen Teil des Tiergartens liegt.
Britische Parkkultur im Englischen Garten, der im nordwestlichen Teil des Tiergartens liegt.
Der Englische Garten in Berlin ist nicht so berühmt wie das gleichnamige Pendant in München, doch feiert die Grünanlage im nordwestlichen Bereich des Tiergartens bereits ihren 60. Geburtstag. In den 1960er Jahren pflanzte die Queen hier höchstpersönlich einen Baum. Anlässlich des Jubiläums findet in diesem Sommer eine Konzertreihe statt.

Vom Nebentisch ist tatsächlich Englisch zu vernehmen. „Tea please“, lispelt ein kleines Mädchen und spielt an seinem rosa Röckchen herum. „Do you have small cups?“, fragt der Vater die Kellnerin. „Haben Sie auch kleine Tassen?“ Im letzten Jahr wechselte der Betreiber des Teehauses im Englischen Garten, seither ist es zu einem beliebten Ziel nicht nur für junge Familien geworden. Um einen gemauerten Kamin sind im besten Landhaus-Stil Ledersessel platziert. Direkt daneben stapeln sich Holzscheite bis fast unter die Decke. „Feiern Sie mit uns das 60-jährige Jubiläum des Englischen Gartens“, ist auf einer Schiefertafel an der Wand des reetgedeckten Hauses zu lesen.

Vor dem Gebäude hat man von schwarzen Holzbänken aus einen tollen Blick auf Buchsbaumkugeln und kegelförmige Eiben. Kleine Springbrunnen plätschern auf dem gepflegten Rasen, an den Kieswegen stehen Fackeln bereit, um die Nacht zu erhellen. Der Überzug aus Blütenstaub auf den Bänken wird im Lauf des Frühlings verschwinden, wenn die Gäste regelmäßig draußen sitzen. Am Rand rahmen lilaweiße Stiefmütterchen das geometrisch angelegte Ensemble ein. Bei der Eröffnung des Englischen Gartens am 29. Mai 1952 mit Hilfe von Pflanzenspenden aus Großbritannien war Queen Elizabeth II. gerade erst gekrönt worden. Wie sie feiert der Englische Garten in diesem Jahr also Diamantenes Jubiläum.

Ein britisches Geschenk

Sieben Jahre nach Kriegsende konnte sich jeder noch an die Zeit erinnern, als man vor allem zum Holzholen in den Tiergarten ging. Der britische Stadtkommandant General Geoffrey Bourne hatte im Frühjahr 1951 die Idee gehabt, mit einem Park der britisch-deutschen Zusammenarbeit während der Blockade zu gedenken, der Zeit also, als aus Feinden Beschützer wurden.

Auf dem Areal des ehemaligen Bellevueparks, im nordwestlichen Bereich des Tiergartens, waren genügend Platz und sogar noch ein paar intakte Bäume vorhanden. Pflanzenspenden trafen gleich aus mehreren englischen Städten ein und kamen sogar aus dem Königshaus. King George VI. schickte kurz vor seinem Tod noch 76 Bäume und Ziersträucher. Und als Elizabeth II. 1965 zu ihrer umjubelten ersten Stippvisite nach West-Berlin kam, griff sie sogar eigenhändig zum Spaten und pflanzte eine Eiche. Die Polizei konnte den royalen Baum leider nicht dauerhaft schützen. Er wurde von Souvenirjägern ramponiert, konnte jedoch am Ende gerettet werden.

Grüne Idylle abseits des großen Rummels

Am Eröffnungstag selbst, dem 29. Mai 1952, wurden eine deutsche Lärche sowie drei von der Queen gespendete Kamelien gepflanzt. Anwesend waren auch der damalige Regierende Bürgermeister Ernst Reuter und der britische Außenminister Sir Anthony Eden, so dass der Park vor allem von Stadtführern zunächst auch „Garten Eden“ genannt wurde.

Heute gibt es längst zahlreiche hohe Bäume in diesem ruhigen Teil des Tiergartens. Ruhige Spaziergänger und einzelne Paare setzen sich manchmal auf die Bänke. Man kann hier einfach nur die Blicke schweifen lassen über den von hohem Schilf umgebenen Teich, über Wiesen und Sträucher. Der Ort ist so schön, dass man kein Buch zur Unterhaltung braucht. Von Ende Juni bis Ende September wird nun Jubiläum gefeiert, einen ganzen Konzertsommer lang. Am 25. Mai wird das Programm veröffentlicht. Wenn erst die sommerlichen Klänge durch den Park schweben, werden auf den benachbarten Wiesen wieder viele Berliner in urbritischer Weise ihre Picknickkörbe auspacken.

Seit das Teehaus neu bewirtschaftet wird, gibt es dort neben Tee und Kuchen auch viele Sorten belegter Brote und ein großes Weinangebot für laue Sommerabende. Ehemals stand hier die Villa von Gustav Gründgens. Jetzt kommen auch mal erholungsbedürftige Familien aus Prenzlauer Berg in diese grüne Idylle. Und für die in der Stadt lebenden Engländer ist der Park ja ohnehin ein „Home away from Home“.


Quelle: Der Tagesspiegel

Teehaus im Englischen Garten, Altonaer Str. 2, 10557 Berlin

Telefon 030 39480400

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