Keine Sorge: Der wunderschön weite Blick über die Stadt aus 207 Metern Höhe bleibt. Auch wenn die Aussicht an diesem Dienstagmorgen ziemlich mies ist. Dichter Nebel verdeckt die Sicht. Doch davon lässt sich Christina Aue, die Geschäftsführerin des Wahrzeichens, nicht beirren. Auf der Besucherplattform breitet sie die Arme aus und meint: „Ich bin sehr zufrieden.“ Heute ist er nebensächlich, der Blick aus dem Fenster – es geht um die inneren Werte, das neue Design.
Fünf Monate dauerten die Bauarbeiten an Deutschlands höchstem Gebäude. Tag und Nacht haben Arbeiter abgerissen, geschraubt, gestrichen, Wände verkleidet und Teppich verlegt. Insgesamt kostete der Umbau, der nach zwei Jahren Planungszeit im November letzten Jahres begonnen hatte und auch bei laufendem Betrieb durchgeführt wurde, rund 1,5 Millionen Euro. Herausgekommen ist eine Mischung aus modernem Design und Retro-Schick.
Zurück zu den Wurzeln
„Der Turm war früher sehr warm gestaltet, dahin wollen wir zurück“, erklärt Aue. Früher, das war am 3. Oktober 1969, als der Fernsehturm eröffnet wurde. Damals war er vor allem mit viel Holz und in Brauntönen gestaltet. Vor 15 Jahren dann erhielt der Turm schon einmal eine Verjüngungskur. Doch graue Wände und sterile Steinfliesen lösen heute keine Begeisterung mehr aus. „Die Stadt da unten wird immer moderner und schicker“, sagt Aue und deutet auf die Fenster, „da kann es doch nicht sein, dass sich das Wahrzeichen seit den Neunzigern nicht verändert.“
Nun ist einiges anders – angefangen im Foyer. Wohlfühlen soll er sich, der Besucher. Er soll komfortabler warten und weniger schwitzen: Eine große Drehtür ersetzt die beiden Schwingtüren am Eingang, rote Ledersofas, Teppichboden und Holzpaneele an den Wänden machen’s gemütlicher, eine Klimaanlage vor den Fahrstühlen sorgt für frische Luft. An einer Bar können die Besucher Getränke zu sich nehmen.
Oben in der Kugel
Mit mehr als sechs Metern pro Sekunde geht es hinauf in die Kugel des Turms, wo sich die Aussichtsplattform und das Restaurant befinden. Mehr als hundertmal fahre er diese Strecke in einer Schicht, erzählt der Mitarbeiter im Aufzug. Bis zu 5000 Gäste am Tag kommen in der Hochsaison.
Die Braun- und Beigetöne auf der Besucherplattform – jede Etage hat ihr eigenes Farbkonzept – sind eine Hommage an das ursprüngliche Design des Turms. Nur die Holzelemente von damals mussten weggelassen werden – wegen zu hoher Brandgefahr. Die Wände sind stattdessen mit einer goldfarbenen Folie beklebt.
Auf allen Ebenen findet sich das Motiv des Kreises wieder: runde Sessel, Kreise auf den Teppichen, Kugeln als Lampen, Bullaugen als Infokästen. Ein Andenken an die Siebziger und zugleich Symbol für das Herzstück des Turms.
Alle Arbeiten fanden bei laufendem Betrieb statt, nur das Restaurant musste für drei Wochen geschlossen werden. „Wir kriegen immer wieder Feedback von den Gästen, es sei viel schöner und heller geworden“, sagt Aue bei dem Rundgang durchs Restaurant. Da nörgelt ein Besucher: „Hier oben fehlt die Garderobe – ganz schwach.“ Aue lächelt und erklärt: „Die ist jetzt unten. Man kann ja nicht erwarten, dass das schon jeder mitbekommen hat.“
Bis Ostern ist alles fertig
Ein paar letzte Baustellen müssen bis Ostern noch beseitigt werden: Auf den Toiletten fehlen Fliesen und Unterschränke, offene Deckenplatten geben den Blick auf Kabel frei, die 4800 Mini-Deckenleuchten, die für den Sternenhimmel beim Essen sorgen, müssen noch angebracht werden. Wenn alles fertig ist, wird es auch ein Piano geben.
Ein Ende der Neuerungen ist dennoch nicht in Sicht. Nachdem das Interieur des Turms aufgehübscht wurde, sind die Mitarbeiter an der Reihe. Ihre Arbeitskleidung soll sich den neuen Farben anpassen. Auch ein neuer Internetauftritt und neue Broschüren sind geplant. Schließlich gestaltet die Stadt ab Juni den Platz vor dem Fernsehturm um. Neue Pflanzen und Bänke sollen her und ein neuer Bodenbelag – „hoffentlich kaugummifeindlich“, meint Aue.
Eintritt 11 Euro (ab 1. April 12 Euro), Kinder bis 16 Jahre 7 Euro (7,50 Euro)