Gärtnern am Nollendorfplatz

Blumen statt Beton

Für mehr Farbe: Gärtner Rudolf Hampel vor dem Goya am Nollendorfplatz.
Für mehr Farbe: Gärtner Rudolf Hampel vor dem Goya am Nollendorfplatz.
Mitten im Getümmel des Nollendorfplatzes pflegt Gärtner Rudolf Hampel zwei farbenfrohe Blumenbeete. Am 15. September soll ein weiterer Garten auf der Mittelinsel entstehen.

Im grauen Alltag des Nollendorfplatz sind die farbenprächtigen Blumen von Rudolf Hampel eine willkommene Abwechslung. Auf einer Verkehrsinsel unmittelbar vor dem Club Goya hat er einen Garten mit Steckrosen, Sonnenhut und dichtem Grün geschaffen. „Der Platz ist scheußlich – aber man kann ja versuchen, was da ist aufzuhübschen“, so Hampel. Er wohnt ganz in der Nähe des nur einige Quadratmeter großen Areals. Einmal alle 14 Tage besucht er den kleinen Garten, pflanzt neue Gewächse und rupft Unkraut aus.

Bleibt der Niederschlag aus, bringt Hampel seinem Beet Wasser aus einer nahegelegenen Kneipe: „160 Liter, das ist eine Schlepperei.“ Weil sie robust sind und viele Jahre blühen, hat Hampel viele Staudengewächse gepflanzt. Darüber hinaus wachsen je nach Jahreszeit Tulpen, Schwertlilien oder Astern. Neue Setzlinge holt der passionierte Gärtner aus Gartenbaubetrieben – oder vom benachbarten Hochbeet vor dem schwul-lesbischen Verein Mann-O-Meter.

 IT-Fachmann Hampel setzt sich ehrenamtlich für die Initiative ein und pflegt seit 2001 den kleinen Garten vor dem Gebäude. Damals zog der Verein an den Nollendorfplatz: „Vorher war das ein Hundeklo. Und vor unserem Eingang sollte es netter sein, wir stellen bei gutem Wetter Tische und Stühle raus“, berichtet der Gärtner.

Für mehr Grün auf dem Nollendorfplatz

Vor drei Jahren fiel auch der Garten rund um die Regenbogenstele des Künstlers Salomé in Hampels Aufgabenbereich. 2000 war das über vier Meter hohe Kunstwerk vom Regenbogenfonds, einem Zusammenschluss schwuler Wirte, spendiert worden. Zunächst stand es auf der Mittelinsel, dann wurde es auf das Gelände vor dem Goya umgesetzt. Der zuständigen Gärtnerei gelang es nicht, das Areal ansprechend zu gestalten und Hampel sprang ein, als man die Grünanlage durch Beton ersetzen wollte. Die Kosten für notwendiges Material wird vom Regenbogenfonds erstattet.

Die Anwohner haben das prächtige Beet ins Herz geschlossen. Als ein Kamerateam zwischen den Blumen ein Werbeplakat aufstellte, protestierte die Schöneberger Nachbarschaft. „Einer hat sich sogar ins Bild gestellt“, erinnert sich Hampel. Doch manchmal sei die Blütenpracht zu verlockend: „Wenn große Lilien dastehen, die nach Blumenvase aussehen, geht schon mal was weg.“

Seine Fertigkeiten im Umgang mit Pflanzen hat sich der aus dem Ruhrpott stammende Gärtner selbst beigebracht. „Wenn man sich die ganzen Gartensendungen im Fernsehen ansieht, kriegt man schon was mit.“

Am 15. September soll im Rahmen des Aktionstages „Berlin – unsere saubere Stadt: Mach mit“ ein weiterer Garten am Nollendorfplatz entstehen. Viele Vereinsmitglieder des „Mann-O-Meter“ wollen Hampel bei der Bepflanzung der Mittelinsel unterstützen. Der engagierte Anwohner des Nollendorfplatzes wünscht sich, dass noch mehr Menschen die Gestaltung des Kiezes in die eigenen Hände nehmen: „So würden wir den hässlichen Nolle in den Griff kriegen.“

Einen Anfang können interessierte Nachbarn am 15. September um 14 Uhr auf dem Nollendorfplatz machen.

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Quelle: Der Tagesspiegel

Mann-O-Meter - Berlins schwules Informations- und Beratungszentrum, Bülowstr. 106, 10783 Berlin

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