Rund um den Charlottenburger Hardenbergplatz vor dem Bahnhof Zoo folgt ein Bauprojekt aufs andere, am 3. April öffnet nebenan zum Beispiel die Einkaufspassage „Bikini Berlin“ – nur auf dem Platz selbst kommt die seit Jahren geplante Neugestaltung nicht voran. Jetzt steht dort der Bau einer Tiefgarage auf der Kippe: Weil mögliche private Betreiber wenig Interesse zeigen, wollen Bezirks- und Senatsvertreter bei einem „Strategiegespräch“ am Mittwoch klären, ob eine Ausschreibung noch sinnvoll ist. Eigentlich sollte diese nach einigen Verzögerungen im Laufe dieses Jahres starten.
Die IHK kritisiert die „Tatenlosigkeit“ des Bezirks und des Senats
Ihm sei kein einziger Interessent bekannt, sagt Gottfried Kupsch, Vorstandsmitglied der AG City. Der Bezirk hatte mal mit dem Unternehmen Wöhr + Bauer verhandelt, das die Tiefgaragen unter dem Alexander- und Bebelplatz betreibt. „Das ist aber Jahre her“, sagt Kupsch. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Berlin kritisiert, es sei „nie ein Investor gesucht worden“. Gefragt seien „Ideen und Verantwortung“ statt „Tatenlosigkeit“, sagte Vize-Hauptgeschäftsführer Christian Wiesenhütter.
Als weitere Schwierigkeit gilt, dass vorhandene Parkhäuser und -garagen in der Nähe mehrere tausend Stellplätze bieten – das neueste Parkhaus hat zwischen dem Bikini-Haus und dem neuen Hotel „25hours“ neben dem Elefantentor des Zoos eröffnet. Zudem gibt es Befürchtungen, dass der Garagenbau unter dem Hardenbergplatz sehr kompliziert wäre. So sieht es jedenfalls ein Stadtplanungsbüro, das mit Anrainern am „Runden Tisch“ über die Zukunft des Platzes berät.
Demnach müssten Vorkehrungen getroffen werden, damit der Grundwasserpegel nicht sinkt; sonst sei die Statik des Bahnhofs Zoo gefährdet, der auf Pfählen im Wasser stehe. Kupsch hält wenig von dieser Warnung: „Das hat doch bisher niemand wirklich untersucht.“
Die Verkehrsberuhigung soll auch Großveranstaltungen ermöglichen
Es gibt alternative Konzepte für die Verkehrsberuhigung des Platzes. Angedacht ist eine Hochgarage auf dem BVG-Betriebsgelände an der Hertzallee oder dem dortigen Grundstück des gescheiterten Riesenradprojekts – beide Areale stehen bisher aber nicht zur Verfügung. Diskutiert wurden auch variable oberirdische Parkplätze, von denen Autos bei Bedarf kurzfristig verbannt werden könnten.
Unterdessen wird in der Umgebung weiter kräftig gebaut, nicht nur im Bikini-Haus: Neben dem Zoofenster-Hochhaus mit dem Hotel Waldorf-Astoria entsteht der zweite 118-Meter-Turm „Upper West“, in dem 2016 ein Hotel der Budgetkette Motel One öffnen soll. Außerdem scheinen die Tage der als Schmuddelecke verrufenen Passage an der Joachimstaler Straße mit dem Beate-Uhse-Erotikmuseum gezählt. Für einen geplanten Neubau hat der US-Investor Hines bereits Teile der Passage gekauft. Auch der Umbau des Bahnhofs Zoo rückt wohl näher. Entwürfe der Deutschen Bahn sollen als Erstes die Neueröffnung des Lokals „Terrassen am Zoo“ vorsehen. Der Bahnvorstand muss allerdings noch zustimmen.