Bereits seit 1877 existiert ein Freibad, dessen Vorläufer ein Sportlehrer namens Auerbach unter dem Namen Auerbachsches Wellenbad eröffnete. Im Stil der Neuen Sachlichkeit wurde es an der Westseite des Sees bis 1928 neu gebaut. Die denkmalgeschützte Anlage ist in U-Form rund um eine Freitreppe errichtet. Doch nicht nur Baden ist am Plötzensee angesagt: an der Südspitze nahe der Seestraße gibt es eine urige Kneipe im Bootshaus, die Fischerpinte. Dort werden Tretboote und Ruderboote verliehen, wovon viele Weddinger und Besucher an Sommertagen regen Gebrauch machen. An der Ostseite ist ein Park mit einer großen Sonnenterrasse angelegt worden, von wo aus man einen direkten Blick auf das gegenüber liegende Freibad hat.
Auch wenn der Plötzensee im Sommer von Hunderten Menschen umlagert ist, scheint das eine Schildkrötenfamilie nicht im Geringsten zu stören. Eigentlich kommt in der Natur Deutschlands nur eine Sumpfschildkrötenart vor, doch ein Naturfotograf hat im Jahr 2011 ganze elf Rotwangen-Schildkröten im Plötzensee ausfindig gemacht. Und beim ersten Sonnenstrahl muss man am Ufer nicht lange suchen, um die urigen Reptilien auf einem im Wasser treibenden Baumstamm beobachten zu können.
Einmal rund um den See
Den Plötzensee kann man zu etwa zwei Dritteln umrunden; ein Startpunkt ist die Ecke Nordufer/Seestraße, wo sich die Fischerpinte befindet. Hier startet auch die Hans-Schomburgk-Promenade, die nah am See entlang führt und gartenbaulich gestaltet ist. Naturkundliche Tafeln liefern Erklärungen für die beachtliche Flora und Fauna an diesem innerstädtischen See. Auf der Stirnseite des Sees streift die Promenade eine aufgegebene Friedhofsanlage, die vor sich hin wuchert. Wo der Weg, ein wenig abseits vom See, auf die Straße Nordufer trifft, kann man im Biergarten Kastaniengarten einkehren. Ab hier bleibt man zwar in Seenähe, doch es geht links eher am Hohenzollernkanal entlang.
Die Straße Nordufer, die hier auch Teil des Radfernwegs Berlin-Kopenhagen ist, führt vorbei an der Schleuse Plötzensee, diversen Sportplätzen, dem Jugendgästehaus Nordufer und dem Eingang zum Freibad. Hier kann man auch einen Blick auf eine kleine Ansammlung von Hausbooten werfen, die auf der anderen Kanalseite im Wasser dümpeln.
Erst spät zu Berlin gekommen
Der Plötzensee gehört im Gegensatz zum Wedding, der schon 1861 nach Berlin eingemeindet wurde, erst seit 1915 zu Berlin. Die Gegend ist Schauplatz einiger denkwürdiger Ereignisse. So begann Wilhelm Voigt sein Husarenstück als “Hauptmann von Köpenick” justament an der Militärbadeanstalt Plötzensee, wo er am 16. Oktober 1906 fünf Soldaten unter seinen Befehl stellte – um dann die Stadtkasse von Köpenick zu beschlagnahmen. Ganz schön verwegen, und so ist es bis heute geblieben: mit ein wenig Glück kann man nämlich auch ein Alphorn am Seeufer hören….
Eingebettet in eine über zwei Quadratkilometer große Grünfläche, zu der der Volkspark Rehberge, der Goethepark, ehemalige Friedhöfe und zahlreiche Kleingärten gehören, ist der Plötzensee “die blaue Perle” des Wedding. Und definitiv ein Pluspunkt für unseren Stadtteil, der für die Einheimischen ein Stück Lebensqualität ausmacht.
Plötzensee ist auch der Name der benachbarten Justizvollzugsanstalt, die im Dritten Reich eine unrühmliche Rolle spielte. In unmittelbarer Nähe des Gefängnisses befindet sich heute eine Gedenkstätte für die 3.000 Opfer, die in Plötzensee ihr Leben ließen.
Dieser Artikel wurde uns zur Verfügung gestellt von www.weddingweiser.de