Lang und schmal windet er sich wie ein grünes Band vom Rathaus Schöneberg bis zum Autobahnkreuz Schmargendorf. Lediglich der Wechsel von Asphalt auf Sandwege macht auf den Übergang von Schöneberg nach Wilmersdorf aufmerksam. Die beiden Bezirke teilen sich den Volkspark mit dem wohl längsten Namen.
Für Läufer ist der 2,5 Kilometer lange Park ein Paradies – doch auch Walker, Radler, Familien, Hundebesitzer oder Erholungssuchende kommen hier auf ihre Kosten. Auf eine breite Zielgruppe war der Park schon bei seiner Eröffnung vor hundert Jahren ausgelegt. Damals sollte er die wachsende Bevölkerung in den zunehmend städtisch anmutenden Randbezirken ins Grüne einladen.
Doch dem steigenden Bebauungsdrang wäre auch der Park zum Opfer gefallen – hätte sich der morastige Untergrund nicht als gänzlich ungeeignet für alle architektonischen Pläne erwiesen. Bis 1887 wurden die Abwässer Schönebergs in den sogenannten „Faulen Graben“ eingeleitet. Doch auch nachdem die Sickergrube in der eiszeitlichen Senke zugeschüttet wurde, konnte die Natur des Areals keinen urbanen Zwecken untergeordnet werden.
Eine feuchte Angelegenheit
Einen Teil seiner Ursprünglichkeit konnte sich der Schwarze Graben bis heute bewahren. Noch immer macht sich der nasse Boden bemerkbar – vor allem im östlichen Teil, wo sich der Park mit Ententeich, einem prächtigem Brunnen und dem einzigartigen U-Bahnhof besonders herausgeputzt hat. Badminton-Spieler und Yoga-Gruppen stehen nach einem Regenguss häufig bis zu den Knöcheln im Matsch und obwohl das zuständige Amt das Wasser bereits mit Rohranlagen oder einem künstlichen Bachverlauf einzudämmen versuchte, findet es bis heute seinen Weg in die Parkanlage.
Auch der Wille der Anwohner geht hinsichtlich der Nutzung des Volksparks eigene Wege. Dieser war im östlichen Teil – dem Rudolph-Wilde-Park – von den Landschaftsarchitekten als gepflegte Gartenanlage für ein wohlhabendes Publikum angelegt worden. Raum für Spiel- und Sportanlagen sahen die Planer lediglich im westlichen Teil vor. Erst 1928 wurden auch Grünflächen im Kurpark nach Anwohnerprotesten für Familien mit Kindern freigegeben – zumindest an drei Wochentagen.
Gemischtes Publikum
Diese klassische Aufteilung ist dem Volkspark Schöneberg-Wilmersdorf bis heute erhalten geblieben. Noch immer ist das Fußballspielen im Rudolph-Wilde-Park verboten und Spielplätze findet man vor allem im Wilmersdorfer Teil. Doch obwohl der Park seine gutbürgerliche Herkunft und das in weiten Teilen wohlhabende Wohnumfeld nicht verbergen kann, ist die Anlage heute auch zu einem Treffpunkt für junges und alternatives Publikum geworden.
Die Zuckmayer-Brücke auf der Schöneberger Seite und der „Kiffer-Hügel“ im Wilmersdorfer Teil laden im Sommer Gitarrenspieler und Picknick-Gruppen ein, im Winter treffen sich die Kinder aus der Nachbarschaft zum Schlittenfahren. Auch seine Funktion als Heiratsvermittler konnte der Volkspark sich erhalten, obwohl der beliebte Tanzpalast „Schramm“ längst der Vergangenheit angehört. Gleich nebenan liegt das Standesamt und viele Hochzeitsgesellschaften kehren nach der Trauung im „Hirschbrunnen“ ein. Die Boccia-Spieler stört das nicht. Der Volkspark Schöneberg-Wilmersdorf bietet genug Platz für alle Gäste.
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