Wassertürme sind architektonische Höhepunkte: in einstöckig-platten amerikanischen Käffern im Wortsinn, im etwas höher aufragenden Berlin zumindest im übertragenen. Ihren ursprünglichen Zweck, die Umgebung per Schwerkraft mit dem zuvor hinaufgepumpten Trinkwasser zu versorgen, erfüllen die meisten schon seit vielen Jahrzehnten nicht mehr. Folglich brauchen sie jemanden, der sich ihrer erbarmt.
Im Treptower Ortsteil Altglienicke, einer gewachsenen, aber architektonisch faden Wohngegend, grüßt seit gut 100 Jahren der Wasserturm am Falkenberg: Sogar von der S-Bahn Richtung Grünau und Schönefeld aus ist er gut sichtbar. Das zugehörige Wasserwerk verfällt seit der Wende. Und um den neogotischen Turm steht es kaum besser. Seit Jahren steckt sein Kopf mit dem Wasserbehälter in einer weißen Plane, nachdem die Ummauerung wegen Einsturzgefahr abgetragen werden musste.
Keine Euphorie mehr
Eigentümer Michael Eyberg, Geschäftsführer einer Dachbaufirma, hat den Turm vor 15 Jahren gekauft, wollte ursprünglich selbst ins Dachgeschoss ziehen, die Mittelebene für Gewerberäume und den Fuß als Kulturtreff nutzen, erzählt Katrin Vogel, die als lokale CDU-Vertreterin im Abgeordnetenhaus sitzt und sich in der Bürgerinitiative Wasserwerk Altglienicke engagiert. Jetzt sagt Eyberg auf Nachfrage, dass er keine öffentliche Nutzung mehr plane und sein Vorhaben „sich noch ein bisschen zieht“. Es gebe auch keine Eile, da das Denkmal ja gesichert sei. Von der Euphorie, mit der Eyberg vor mehr als zehn Jahren sein Vorhaben in einem Zeitungsartikel beschrieben hatte, ist nichts mehr zu hören. Immerhin sagt er, er sei „in gutem Kontakt mit den Nachbarn“.
Katrin Vogel erinnert sich dagegen, dass manche direkte Nachbarn vor Jahren schon bei der kleinsten Grillparty am Fuße des Turms wegen angeblicher Geräuschbelästigung queruliert und mit massiven Protesten den durchaus umgänglichen Investor vergrault hätten. Der könnte nach Auskunft von Baustadtrat Rainer Hölmer (SPD) jederzeit „wieder anklopfen“, damit das Bezirksamt das 2003 begonnene „vorhabenbezogene Bebauungsplanverfahren“ für die neue Nutzung des Turms fortführt. Das bedeute allerdings auch, dass Eyberg dafür Gebühren zahlen und das Amt die Nachbarschaft anhören müsste. Die Querulanten also, sofern die Version der Bürgerinitiative stimmt. Die hat schon eine Hochspannungstrasse der Bahn quer durch den Kiez und den Abriss des denkmalgeschützten Wasserwerks verhindern können. Aber die Wiederbelebung des Wasserturms ist auch ihr zu hoch.