Ginge es allein nach der Filmbranche, bräuchte Kinobetreiber Hans-Joachim Flebbe den roten Teppich im Zoo Palast eigentlich gar nicht mehr einzurollen. Erst am Donnerstag gab es wieder eine Premiere in dem berühmten Charlottenburger Filmtheater: Im Rahmen einer Gala lief der Kurzfilm „Sie heißt jetzt Lotte“ über Charlotte Knobloch, die ehemalige Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland. Auch Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) war dabei. „Wir haben unglaublich viele Sonderveranstaltungen – und mehr Premierenanfragen, als machbar ist“, sagt Flebbe.
Jenseits der Schachtelsäle
Bekannt wurde der 63-Jährige als einer der Gründer der Cinemaxx-Kette. Nun nennt er „Schachtelkinos“ überholt und findet, Kino müsse ein „Genusserlebnis wie ein Theaterbesuch“ sein. Schließlich werde das Heimkino durch Internet- Streamingdienste oder Blu-Ray-Discs mit Filmen in HD-Qualität immer besser ausgestattet. Unter den Kinos, sagt er, „werden die überleben, die mehr bieten“. In den sieben Sälen des Zoo Palasts sind die Sessel besonders gemütlich, und es gibt mehr Beinfreiheit als gewohnt. Für 2,50 Euro extra kann man in einer der Logen des Hauptsaals sitzen und sich mit Speisen und Getränken bewirten lassen. „Die Logen sind immer zuerst ausgebucht“, sagt Flebbe.
Insgesamt hat der Hauptsaal 850 Plätze. Spektakulär wirkt auf viele Besucher die dortige Licht- und Tonshow vor jeder Vorführung, zu der ein Wasserfall am Vorhang gehört. An ausverkauften Abenden am Wochenende tritt sogar zusätzlich oft ein Schauspieler auf, der im Wasserfall tanzend „I’m Singing In The Rain“ singt. Zwei kleine „Bibliothekenkinos“ bieten je 40 Plätze und sind mit Bücherregalen dekoriert. Für ein paar hundert Euro kann man diese Säle mieten – wer die dazugehörige Bar in Anspruch nimmt, zahlt natürlich mehr. Viele Mieter bringen eigene Filme mit. Das Spektrum reicht von Firmenpräsentationen bis zu Geburtstagsvideos. Vorne im Haus gibt es ein Pizza-Imbisslokal und eine Lounge.
Auch die Charlottenburg-Wilmersdorfer Kulturstadträtin Dagmar König (CDU) ist zufrieden. „Das Sterben der großen Kinos am Ku’damm hat geschmerzt“, sagt sie, der Boulevard habe so „ein bisschen von seinem unverwechselbaren Flair verloren“. Deshalb sei sie besonders froh über die Rückkehr des traditionsreichen Zoo Palasts, der ja auch wieder eine Spielstätte der Berlinale sei – wie schon in den Jahren 1957 bis 1999.
Gutes altes Breitwandkino
Kinokarten kosten am Zoo mehr als bei den meisten Konkurrenten. Auch deshalb kommen relativ wenige Jugendliche. „Die Mehrheit ist im Alter 30 plus bis 40 plus“, sagt Flebbe. Das entspreche aber auch der generellen Marktentwicklung. Früher hätten 15- bis 25-Jährige rund 85 Prozent aller Kinobesucher in Deutschland ausgemacht, jetzt liege deren Anteil nur noch bei 40 Prozent. Kaum ein Berliner Kino ist überregional so bekannt wie der Zoo Palast. Die Anteile von Berlinern und Touristen unter den Gästen schätzt Flebbe auf „60 zu 40“. Reisende würden auch durch die Belebung der Gegend um den Bahnhof Zoo angelockt, das Kino profitiere zum Beispiel von der Neueröffnung des Bikini-Hauses im Frühjahr gleich nebenan.
„Für mich war die City West aber nie so richtig tot“, sagt der Unternehmer. Er hatte den Zoo-Palast Anfang der 1990er Jahre schon einmal für kurze Zeit betrieben, dann übernahm die Kinokette UCI das Haus und schloss es Ende 2010. Bis zum Comeback dauerte es rund drei Jahre. Der Kinostandort wird übrigens bald 100 Jahre alt. Denn an gleicher Stelle hatte das „Palasttheater am Zoo“ bereits ab 1915 Filme gezeigt, der Nachfolger „Ufa-Palast“ wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört.