Upcycling-Mode der Berliner Stadtmission

Aus Wasser macht der Designer Wein

Noch ist der Laden leer. Die Betreiber arbeiten auf Hochtouren, damit bis zur Eröffnung Mitte Oktober alles im Vintage blüht.
Noch ist der Laden leer. Die Betreiber arbeiten auf Hochtouren, damit bis zur Eröffnung Mitte Oktober alles im Vintage blüht.
Spandauer Vorstadt - Ein neuer Komm & Sieh-Laden der Stadtmission öffnet am 18. Oktober seine Türen. Der Shop in der Auguststraße wird neben Vintage-Mode auch Upcycling-Kleidung des eigenen Labels "Water to Wine" anbieten.

Mitte Okober macht endlich der Komm & Sieh-Laden in der Auguststraße auf. Hier finden Modebegeisterte alte Jacken und Hosen aus den 1970er Jahren genauso wie Jacken, die in den 1970er Jahren mal Hosen waren. Unter dem Label „Water to Wine“ will die Stadtmission mithilfe der Designerin Sarah Schwesig eine respektable Desigermarke präsentieren, deren Kleidung aus altem Textil hergestellt wurde. Es gibt bereits sechs Komm & Sieh-Läden in Berlin. Das Novum am neuen Standort: Es wird dort nicht nur Second-Hand-Anziehsachen geben, sondern neu designte Fashion.

Bereits im August auf einem Sommerfest wurden die heißen Schnitte erstmals präsentiert, jetzt endlich lassen sich die Kleidungsstücke auch kaufen. Aber Vorsicht: Der Modebegeisterte muss unterscheiden lernen zwischen zwei Wörtern, die eine Preisspanne von manchmal bis zu einhundert Euro ausmachen können. Gemeint ist der Unterschied von Second Hand-Kleidung einerseits und Upcycling-Mode andererseits.

Second Hand-Mode meint Kleidung, die bereits einmal in Gebrauch war, nun aber den Träger gewechselt hat. Jemand trägt dasselbe Stück, das jemand anderes vor ihm schon einmal trug. Upcycling packt da noch mal eins drauf: Aus der zerschlissenen Jeans wird eine neue Weste oder eine Handtasche. Etwas Altes wird also nicht nur wiederverwertet, sondern umgewandelt. So machen es „Water to Wine“ und die Handvoll anderer Labels, die sich im Komm & Sieh-Laden versammeln werden. Diese begriffliche Unterscheidung zwischen Upcycling und Second Hand ist je nach Sichtweise Fluch oder Segen im zukünftigen Komm & Sieh-Laden.

Upcycling-Klamotten bleiben zunächst teuer

Denn während die Second Hand-Klamotten dort erschwinglich an den Mann respektive die Frau gehen sollen, bleiben die Upcycling-Klamotten zunächst vergleichsweise teuer – ein Hemd darf dann auch mal an die hundert Euro kosten. Das liegt daran, dass fürs Umnähen die Ideen filigraner Designer notwendig waren. Die Zusammenarbeit mit der Stadtmission macht für einige der Kunstschaffenden ihre Mode erst möglich. Denn oftmals würden Designer gerne mit interessanten, alten Materialien arbeiten, können Textil-Neuanschaffungen finanziell aber kaum selbst stemmen. Die Resteverwertung in der Stadtmission macht damit nun Schluss. Und wer weiß – gedeiht das Konzept, gelingen vielleicht auch erschwinglichere Kollektionen für Jedermann.

Bis dahin kann man sich entweder an der coolen 70er Jahre Vintage-Kleidung erfreuen, die als Second-Hand aushängt – denn auch diese alten Fummel wurden von Designern ausgewählt, wenn auch nicht neu definiert. Oder man kauft statt drei neuer Hemden doch nur das eine neue – besser gesagt alte – Hemd, das früher mal etwas ganz anderes war.

Aus Wasser macht der Designer Wein, Auguststraße 84, 10117 Berlin

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