Entgiftungs-Trend

Schon mal ge-detox-ed?

Körner und Nüsse sind beim Detoxen erlaubt.
Körner und Nüsse sind beim Detoxen erlaubt. Zur Foto-Galerie
Fettverbrennung anregen, das Immunsystem stärken, einfach mal wieder Energie tanken – ein Detox-Wochenende verspricht quasi wahre Wunder. Was es wirklich bringt? Wir haben es ausprobiert und mit einem Ernährungswissenschaftler über den Trend gesprochen.

Kein Alkohol, kein Zucker, kein Kaffee, keine Kohlenhydrate. Stattdessen viel Gemüse, Obst und Flüssigkeit – am besten in Bio-Qualität. Wir haben uns beim Detoxen an ein spezielles Wochenendprogramm der Frauenzeitschrift Brigitte gehalten. Entsprechend haben wir entspannt, Füße in Meersalzsocken gepackt, im Basenbad gelegen, Tee getrunken, basische Lebensmittel gegessen, Wärmewickel gemacht, noch mehr Tee getrunken, entwässernde Gemüse-Suppe geschlürft, mit der Feueratem-Technik Gifte abgeatmet, noch mehr Tee getrunken, den grummelnden Magen ebenso wie die Lust auf etwas Süßes zu ignorieren versucht – und darauf gewartet, dass wir uns besser fühlen.

Detox: Trend in Berlin

Teatox (c)Alex Brunner
Unterstützend haben wir Tee aus einer im November 2013 gegründeten Manufaktur namens Teatox mit Sitz im Bergmannkiez getrunken, der sich „Skinny Detox“ (Kostenpunkt: 50 g für 14,90 Euro) nennt. Einen für den Morgen, der eine belebende, vitalisierende Wirkung haben soll und einen für den Abend, wohltuend und beruhigend. Schmeckte definitiv lecker! Die Teatox-Gründer Michael Decker und Felix Ilse erklären: „Detoxing ist zwar gerade jetzt zum Jahresanfang in aller Munde, tatsächlich steckt dahinter aber ja eine schon viel längerfristige Bewegung zu gesünderer und bewussterer Ernährung, Rückbesinnung auf ‚ehrliche‘ Zutaten und weniger raffinierte Lebensmittel und nicht zuletzt die Slow Food-Bewegung. Gerade im Zusammenhang mit vegetarischer und veganer Ernährung lässt sich zwar bestimmt von einem kleinen momentanen Hype reden, jedoch glauben wir nicht daran, dass sich diese Bewegung wieder umkehren wird.“ Außerdem im Sortiment haben sie Matcha-Tee, von dem sie sich in diesem Jahr auch viel erhoffen – aber das wäre noch mal ein anderes Thema.

In Westend gibt es eine Firma namens Detox Delight, die spezielle Entgiftungs-Saftkuren anbietet – zu gesalzenen Preisen. Eine fünftägige Juice Delight-Kur kostet da beispielsweise 265 Euro frei Haus. Aber bringt das denn wirklich etwas? Wir haben mit Sven-David Müller (44) aus Nidderau, Ernährungexperte und Buchautor (Gesundheitsrisiko Heilfasten, Schlütersche Verlagsgesellschaft), gesprochen. Er erklärt: „Detox – das kommt von Toxizität, Giftigkeit, und bedeutet schlicht Entgiften des Körpers. Das klingt etwas moderner als entschlacken. Es wurden Lebensmittel erfunden, die den Körper angeblich nicht vergiften. Der Trend kommt aus den USA – und da springen wir ja häufiger auf.“

Dann wollten wir natürlich wissen, was es bringt. Müller weiter: „Es ist schlicht und ergreifend Humbug! Wieso? Es würde den Menschen schlicht und ergreifend nicht mehr geben, wenn er in der Evolution nicht Mechanismen entwickelt hätte, wie er Gifte selbst ausscheidet. Zu den Entgiftungsorganen zählen Leber, Niere, Haut (über den Schweiß), Atmung (Gase abatmen), Stuhlgang und Urin. Es gibt auch weltweit keinen Wissenschaftler, der Schlacken (die beim Detoxen ja ausgeschieden werden sollen) je nachweisen konnte. Klar, viel Gemüse und Obst zu essen, schadet niemandem, aber bei Arznei-Tees oder gar Glaubersalz, das zum Abführen getrunken wird, wird es gefährlich. Ein gesunder Mensch muss nicht entgiften! Im Gegenteil: Abführende und wassertreibende Substanzen, die oft in den Säften und Tees enthalten sind, können der Gesundheit schaden!“
 

„Das wirklich Gute an der Sache: Verzicht zu üben. Denn nach so einem Wochenende ohne alles, was lecker ist, fühlt man sich schon allein aufgrund der Tatsache, das durchgezogen zu haben, fabelhaft! Außerdem isst man einfach wieder etwas bewusster – und das kann mal definitiv nicht schaden!“

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Teatox GmbH, Waldemarstraße 38, 10999 Berlin

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Teatox

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