150 Jahre Straßenbahn

Bimmelnd die Herzen erobert

Nach dem Ende des zweistündigen Bühnenprogramms schnitten BVG-Geschäftsführerin (li.) und Straßenbahn-Betriebsleiter (re.) gemeinsam mit einer ehemaligen Tram-Fahrerin den Geburtstagskuchen an.
Nach dem Ende des zweistündigen Bühnenprogramms schnitten BVG-Geschäftsführerin (li.) und Straßenbahn-Betriebsleiter (re.) gemeinsam mit einer ehemaligen Tram-Fahrerin den Geburtstagskuchen an.
Mitte – Der Alexanderplatz in Schwarz und Gelb: Das hat es erst vor wenigen Wochen im Vorfeld des Fußball-Pokalfinales gegeben. Doch auch ganz ohne Borussia Dortmund "verirrte" sich erneut die Farbkombination hierher. Zum Geburtstag ihrer Straßenbahn hat die BVG hier eine Geburtstagssause mit Bühnenprogramm veranstaltet, die über 300 Gäste verfolgten, denen schnell verdeutlicht wurde: Berlin ohne Straßenbahn? Undenkbar.

Sie fährt von Hohenschönhausen bis zum Hauptbahnhof, verbindet Wedding und Warschauer Straße oder bringt Fahrgäste von Köpenick nach Alt-Schmöckwitz.: Insgesamt 22 Touren bedienen Berlins Straßenbahnen heute. Und das schon eine ganze Weile, wenn auch nicht in dem Ausmaß, wie wir es heute kennen. Die erste Tram fuhr bereits 1865, damals noch als Doppelstockbahn und mit Pferdegespann: „Von allen Verkehrsmitteln hat sie Straßenbahn die längste Geschichte aller öffentlichen Verkehrsmittel hier in Berlin“, sagt Klaus-Dietrich Matschke, Bereichsleiter Straßenbahn bei den Berliner Verkehrsbetrieben. „Und wer sich anschaut, mit welcher Technik wir heute unsere Fahrgäste transportieren, kann gar nicht anders, als zu sagen: Wahnsinn, wie sich alles entwickelt hat.“

Das rollende Wahrzeichen

Ihre erste Tour – übrigens auf Fahrspuren, wie es sie heute noch gibt – machte sie vom Brandenburger Tor bis Charlottenburg. Damals war Berlin noch wesentlich kleiner. Die Tram sollte die Vororte der Stadt bedienen:

„Die erste Bahn mit Elektroantrieb ging dann 1881 an den Start und löste einen Boom aus“, so Matschke. „Ganz Berlin, die ganze Welt entdeckte Straßenbahnen für sich.“ Darum wuchs das Tramnetz und immer mehr Straßenbahnen prägten das Stadtbild, vor allem in Mitte. Deshalb haben sie sich auch auf vielen historischen Aufnahmen verewigt. „Egal ob bei den Olympischen Spielen von 1936, den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs oder dem Bau der Berliner Mauer: Überall war die Straßenbahn mit dabei. Sie ist für viele heute das rollende Wahrzeichen der Stadt.“

Bürgermeister outet sich

Auch Berlins amtierender Bürgermeister nahm sich Zeit für die Geburtstagsfeier und gratulierte der BVG zum Ehrentag ihres Fortbewegungsmittels: „Wir können stolz auf das Angebot sein, das wir hier heute vorfinden. Denn das ist, wie man in anderen Metropolen der Welt nachvollziehen kann, keine Selbstverständlichkeit“, so Michael Müller. Zwar könne er nachvollziehen, wenn Berliner über verspätete Straßenbahnen meckern. „Viel eher sollten sie sich allerdings über das großartige Engagement freuen, das die BVG hier täglich auf die Gleise und Straße bringt.“ Bürgermeister Müller, ein BVG-Fan? Er selbst habe sich vor einigen Tagen als Straßenbahnfahrer versucht. Das Resultat: „Mir wurde bescheinigt, dass ich mit etwas Übung durchaus anfangen könnte. Ob ich darauf zurückgreife, warte ich noch ab.“

Ausbau des Straßenbahnnetzes als Ziel

Neben dem historischen Rückblick in Form von Gesprächen mit jungen und alten Straßenbahnfahrern, einem 342-seitigen Jubiläumsbuch (mit dazugehöriger Ausstellung) und einer riesigen Marzipantorte richtete sich der Blick auch nach vorne. „Wir wollen unseren Fuhrpark ausbauen und mit einer neuen Fahrzeuggeneration ausstatten. Auch das Verkehrsnetz möchten wir modernisieren und durch neue Strecken weiterentwickeln“, so Straßenbahnleiter Matschke. Ob die Straßenbahn dann in den kommenden Jahren in den Westen der Stadt kommt, ließen die Beteiligten offen. „Wo genau wir einen Ausbau vornehmen, steht aktuell zur Diskussion. Wir müssen uns um unsere Kinder, also Busse, U-Bahnen und Fähren, gleichermaßen kümmern und sie aufeinander abstimmen“, sagt Sigrid, Nikutta, Geschäftsführerin der BVG. Der Berliner Schriftsteller Horst Bosetzky, selbst „süchtig nach öffentlichen Verkehrsmitteln“, ist überzeugt: So etwas wie die Straßenbahn kann es eigentlich in Berlin gar nicht oft genug geben. „Sie tut jeder Ecke gut. Mit welchem Fortbewegungsmittel kann man schon sonst so angenehm durch das volle Leben fahren?“ Und das wohl auch in den nächsten 150 Jahren.

Die BVG feiert den 150. Geburtstag der Straßenbahn. Hierfür lädt sie am 27. (11-17 Uhr) und 28. Juni (10-15 Uhr) in den Betriebshof an der Siegfriedstraße zu Musik, Kindertheater und dem Ausprobieren von Fahrsimulatoren ein. Höhepunkt des Jubiläums ist der Straßenbahnkorso, bei dem am Sonntag ab 14 Uhr elf verschiedene Straßenbahnen vom Betriebshof in Lichtenberg zum Alexanderplatz und wieder zurück rollen. Tickets hierfür gibt es am 26. Juni ab 15 Uhr in der BVG-Verkaufsstelle im U-Bahnhof Alexanderplatz. Weitere Infos findet ihr hier.

Alexanderplatz, Alexanderplatz, 10178 Berlin

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