Initiative "Bürger für den Lietzensee"

Mit Kehrblech, Hammer und Gartenkralle

Ehrenamtliche Kiez-Helfer: Norbert Voß (rechts) und Manfred Kruse vom Verein "Bürger für den Lietzensee".
Ehrenamtliche Kiez-Helfer: Norbert Voß (rechts) und Manfred Kruse vom Verein "Bürger für den Lietzensee".
Mit ehrenamtlichem Engagement setzt sich der Verein "Bürger für den Lietzensee“ für die Pflege der Charlottenburger Parkanlage ein. Weil dem Bezirk an vielen Stellen das Geld fehlt, versorgen sie Pflanzen, sammeln Müll und reparieren Parkbänke. Die Zahl der Mitglieder ist dabei in den vergangenen Monaten stark gestiegen.

Brigitte Lütge ist schon seit der Gründungsversammlung des Vereins „Bürger für den Lietzensee“ vor acht Jahren für ihren Kiez aktiv. Damals beschlossen beherzte Anwohner, die Zukunft der Grünanlage in die eigenen Hände zu nehmen. Seitdem versorgt eine „Dienstagsgruppe“ die Gewächse des Parks und kümmert sich um die Beseitigung von Müll. Jeden zweiten Samstag im Monat nimmt man größere Projekte wie die Entfernung von Treibgut aus dem See in Angriff.

Auch der Architekt Norbert Voß ist seit 2010 für den engagierten Bürgerverein aktiv. Gemeinsam mit Brigitte Lütge fegt er an diesem Dienstag das Laub rund um den Lietzensee zusammen. Ganz in der Nähe weht die Fahne mit der Aufschrift „Wir brauchen den Park und der Park braucht uns“.

Wenn sich bei schönem Wetter viele Gruppen im Park versammeln, gehen die Mitglieder des Vereins auch schon einmal auf die Erholungssuchenden zu und bitten darum, den Müll nicht auf den Wiesen zurückzulassen. Mit ihrer Bitte stoßen Lütge und ihre Mitstreiter selten auf taube Ohren: „Ich habe schon das Gefühl, dass sich etwas verändert hat, die Menschen hier weniger Müll wegwerfen oder auch selbst einmal etwas aufheben.“

Kein Geld für verschließbare Abfallbehälter

Die Krähen halten sich allerdings nicht an die Vorstellung von einem idyllischen Park: Oft verteilen sie den Müll aus den offenen Papierkörben zwischen Stäuchern und Blumenbeeten. Neue Behältnisse mit Deckel könnten helfen – doch dem Bezirk fehlt das Geld und auch der Verein selbst kann die neuen Mülleimer nicht finanzieren. Bei der Beseitigung des Mülls hofft man daher auf die Unterstützung aller Anwohner und versucht auch, Hundehalter zur Entsorgung der Hinterlassenschaften ihrer Tiere zu bewegen. „Wir wollen auch ein Signal setzen, dass nicht der abstrakte Staat hinterher sauber macht, sondern dass wir alle gefragt sind“, so Udo Sonnenberg.

Seit zwei Jahren ist der Unternehmensberater Vorsitzender der Initiative „Bürger für den Lietzensee“. Er erinnert sich an eine Zeit, in der die Achtsamkeit der Bürger noch als selbstverständlich wahrgenommen wurde: „Wenn wir in unserem Dorf etwas liegen gelassen haben, hat sich der Pastor aufgeregt und der Bürgermeister hat meine Eltern angesprochen.“

Das Interesse am bürgerlichen Engagement scheint jedoch auch in Charlottenburg zuzunehmen. In den letzten Monaten sind 40 neue Mitglieder dem Lietzenseer Verein beigetreten – 140 Anwohner setzen sich nun für die Grünanlage ein. Ein Drittel unterstützt die Arbeit der „Bürger für den Lietzensee“ mit tatkräftiger Handarbeit. Andere, meist ältere Nachbarn, steuern einen Mitgliedsbeitrag von jährlich mindestens 36 Euro bei.

Mit dem „Tornado“ gegen Graffiti

Bei ihrer Arbeit bemühen sich die Mitglieder des Bürgervereins mit Hilfe einer Spezialmaschine – dem „Tornado“ – um eine schnelle Beseitigung von Schmierereien und Müll. Andernfalls würden weitere Graffiti und Schmutzecken fast automatisch angezogen.

Darüber hinaus sorgt Schatzmeister Erwin Tetzlaff in einer eigens eingerichteten Werkstatt für die Reparatur beschädigter Parkbänke. Die entsprechenden Holzleisten werden vom Bezirk geliefert – das Anpassen, Streichen und die Montage der Bretter übernimmt der pensionierte Tetzlaff.

Auch die kulturelle Belebung des Kiezes liegt dem Verein am Herzen. Jeden ersten Dienstag im Monat um 18.30 Uhr organisiert die ehemalige Lehrerin und Buchautorin Irene Fritsch im Piano-Café in der Neuen Kantstraße einen „Lietzensee-Treff“. Einen Namen machte sich die Heimatschriftstellerin Fritsch unter anderem mit den Krimis „Finale am Lietzensee“ und „Die Tote vom Lietzensee“.

Im Rahmen der Aktion „Berlin – unsere saubere Stadt: Mach mit!“ lädt der Verein „Bürger für den Lietzensee“ am 15. September um 10 Uhr zu Reinigungs- und Pflanzaktionen im Kiez ein. Treffpunkt ist der Geräteschuppen auf dem südlichen Teil des Geländes in der Herbartstraße.

Weitere Informationen zum Verein unter www.buerger-fuer-den-lietzensee.de

Lesen Sie mehr zum Berliner Aktionstag:


Quelle: Der Tagesspiegel

Mit Kehrblech, Hammer und Gartenkralle, Herbartstraße, 14057 Berlin

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