Im Jahr 1924 war der Potsdamer Platz die verkehrsreichste Kreuzung Europas. Hunderte Omnibusse donnerten täglich über die Straße, tausende Autos überquerten das Areal, und die Stadt musste sich Gedanken machen, wie sie dem riesigen Verkehrsaufkommen Herr werden konnte. Der sog. “Verkehrsturm“, ein fünfeckiges Bauwerk mit horizontal ausgerichteten Signallichtern, sollte die Antwort sein und überforderten Verkehrspolizisten die Arbeit abnehmen. Zu diesem Zeitpunkt blinkte im amerikanischen Cleveland bereits seit zehn Jahren die erste elektrische Ampelanlage der Welt, zwei Jahre zuvor hatte die erste deutsche Ampel in Hamburg ihren Betrieb aufgenommen.
Karriere in der Weimarer Republik
Als der Turm am Potsdamer Platz aufgestellt wurde, schwankten die Meinungen über das merkwürdige Gebilde zwischen Begeisterung und Skepsis. Die einen wollten sich nicht von ein paar Lichtern vorschreiben lassen, wann sie zu fahren hatten, die anderen feierten die technische Innovation als neues Statussymbol ihrer Stadt. Zur Zeit der Weimarer Republik verdrängte der Verkehrsturm sogar Motive wie das Brandenburger Tor oder die Straße Unter den Linden von vielen Berliner Postkarten. Bis 1937 verrichtete die Ampel ihren Dienst, dann wurde sie demontiert. Die neue unterirdisch verlaufende S-Bahn hatte den Verkehr beruhigt.
Nach Kriegsende brach für den Potsdamer Platz eine neue Zeit an. Wo in den Zwanziger Jahren noch Restaurants, Cafés und Varieté-Theater ansässig waren, verliefen nun die Sektorengrenzen der Besatzungsmächte, später trennte die Mauer das Gebiet. Erst nach der Wende und der Neugestaltung des Areals erlangte der Potsdamer Platz seinen Status als Verkehrsknotenpunkt zurück. Eine Replik der ersten Berliner Ampel von 1924 ist noch immer zu bewundern. In Betrieb ist sie allerdings nicht.