„Unsere Straße ist zum Spielen da!“, lautet das Motto des Weltspieltages am 28. Mai. Im kinderfreundlichen Prenzlauer Berg wird die Forderung schon zwei Tage früher umgesetzt. Konkret heißt das: Die Gudvanger Straße wird ab sofort in Höhe der Hausnummern 16 bis 22 an jedem Dienstag von 10 bis 18 Uhr gesperrt. In dieser Zeit können die mehr als 3000 Kinder aus der Umgebung auf der Straße malen, Fußball spielen oder was ihnen sonst so einfällt. Die Pilotphase läuft bis zu den Herbstferien. Anschließend wird ausgewertet, wie die Spielstraße bei Kindern und Anwohnern aufgenommen wurde und ob die Initiative „Spielen auf der Gudvanger Straße“ weitergeführt wird.
Als die Gudvanger Straße zum ersten Mal nur den Kindern gehört, hüpfen viele von ihnen auf einem Trampolin, rasen mit geliehenen Dreirädern über Rampen oder zeichnen Hüpfspiele auf den Asphalt.
Heute kommen die Utensilien vom Spielmobil, Freiwillige verkaufen Waffeln und Eis. So viel Trubel ist aber die Ausnahme: „In Zukunft soll es hier kein Bespielen geben, sondern die Kinder sollen selbst tätig werden“, erklärt Cornelia Dittrich, eine Initiatorin der temporären Spielstraße. In Städten wie Bremen, Frankfurt oder London gebe es das Prinzip schon lange, erzählt sie uns. Und es könne auch in Berlin funktionieren: „Man kann das ja einfach mal probieren! So eine Spielstraße ist eine absolut tolle Idee – sie kostet nichts, man muss nur eine Straße absperren und fertig“, lächelt sie.
Eine Finanzsspritze für den Vorreiter
Da kommt es sehr gelegen, dass das Deutsche Kinderhilfswerk die Initiative mit 5.000 Euro unterstützt. Weil man dort seit Jahren für die Verbesserung der Spielsituation in Berlin und in diesem Jahr gezielt für das Spielen auf der Straße kämpft. Von dem Geld können neues Absperrmaterial, Spielgeräte und vor allem eine Aufsicht für die acht wöchentlichen Spielstunden finanziert werden. Claudia Neumann ist an diesem Tag nach Prenzlberg gekommen, um den Scheck des Hilfswerks zu überreichen und das Treiben zu beobachten. „Ich habe gehofft, dass es so wird“, gesteht sie. „An mir vorbei sind Kinder heute schon mit dem Bus nach Israel und in die Türkei gefahren. Man merkt: Sie sind voll drin im Spiel.“
Nachzügler in Prenzlberg – und bald in ganz Berlin?
Voll drin im Projekt sind auch die Anwohner und Initiatoren. Dass man für die Umsetzung einer Spielstraße einen langen Atem braucht, wissen hier alle. Und das bestätigt auch Pankows Jugendstatträtin Christine Keil. Sie setzt sich seit Jahren für temporäre Spielstraßen im Bezirk ein. Für die brauche man in erster Linie die Zustimmung der Anwohner, weiß sie und schätzt das Engagement in der Gudvanger, aber auch in der Gethsemanstraße, in der ein ähnliches Projekt an zu wenig Zuspruch gescheitert ist.
Am Teutoburger Platz in der Templiner Straße läuft gerade eine Anwohnerbefragung für die Umsetzung einer temporären Spielstraße. Und weil für die von der Fläche bis zum ehrenamtlichen Engagement eben alles stimmen muss, wird es die Spielstraßen in Berlin auch nie flächendeckend geben, vermutet Klein. Viele kleine Teilflächen halte sie aber für denkbar – und das nicht nur in Prenzlauer Berg.