Auf dem Platz, auf dem sonst oft auch ziemlich heftig gestritten wurde, geht es heute morgen fast friedlich zu. Rangeleien gibt es an dem Bus, der die Flüchtlinge in ein Hostel nach Friedrichshain, ihre neue Bleibe, bringen soll. Insgesamt 55 Menschen ziehen in die Gürtelstraße um. Seit sechs Uhr bauen die Flüchtlinge ihr Lager selbst ab und setzten damit die Lösung um, die zuvor mit Senatorin Dilek Kolat (SPD) ausgehandelt worden war – sagt Barbara John (CDU), die frühere Ausländerbeauftragte des Berliner Senats.
Kolat lobt die Flüchtlinge
Auch Senatorin Kolat war zur Stelle: „Wir haben den gesamten Abbauprozess gut vorbereitet“, sagte sie. Die Flüchtlinge hätten verabredungsgemäß um sechs Uhr mit dem Abbau begonnen. Wichtig sei auch, dass keine der Unterstützer am Ort seien. „Die Flüchtlinge haben ihren Platz selbst verteidigt und jetzt selbst geräumt“, sagte Kolat. Da sei kein Platz für Unterstützer. Es sehe so aus, als ob alle gingen. „Es ist ein Erfolg für die gesamte Stadt, dass wir das Problem Oranienplatz friedlich lösen können“, sagte Kolat. Für die Flüchtlinge sei der Zustand nicht mehr menschenwürdig gewesen; und auch die Anwohner bekämen ihre Grünanlage zurück.
Polizei hält sich „bewusst zurück“
Mehrere Lastwagen der BSR sind da, die von den Flüchtlingen mit Brettern und Planen beladen werden, Mitarbeiter der Stadtreinigung helfen dabei. Im Hintergrund steht ein Auto des Kreuzberger Gartenbauamtes – offenbar möchte man noch heute mit der Neubepflanzung des Oranienplatzes beginnen. Kurz vor 9 Uhr werden dann auch Bauzäune abgeladen, um das Areal für die Arbeiten abzusperren
Die Polizei selbst musste bisher überhaupt nicht in Erscheinung treten und „hält sich bewusst sehr zurück“, so die Sprecherin. Für den Fall des Falles ist man aber einsatzbereit. Am Moritzplatz und an der Alten Jakobstraße stehen mehrere Mannschaftswagen, auch an weiter entfernten der Jannowitzbrücke ist Bereitschaftspolizei aufgefahren. Dass der Oranienplatz am Dienstag nun friedlich geräumt wird, hat aber offenbar erst einmal keine Auswirkung auf die Flüchtlinge in der Gerhart-Hauptmann-Schule in Kreuzberg. Für diese Menschen werde aber nach einer Lösung gesucht, sagte die Integrationssenatorin. Bislang fehlten aber Heimplätze.