Heute wird um jeden Quadratmeter des Tempelhofer Feldes gerungen. Doch was viele gar nicht wissen: Noch nach dem Ersten Weltkrieg erstreckte sich das militärische Übungsgelände – das bereits ab Ende des 19. Jahrhunderts nicht nur für die aufkommende Luftfahrt, sondern auch als Ausflugsziel für die Berliner genutzt wurde – weit über den Tempelhofer Damm hinaus. Damals stellte die General-Pape-Straße entlang der S-Bahngleise die westliche Grenze der riesigen Brachfläche dar.
Natürlich weckte das Areal auch damals schon Begehrlichkeiten: Um 1912/13 wurden die ersten Gründerzeitbauten entlang der Manfred-von-Richthofen-Straße errichtet, eine dichte Bebauung des westlichen Tempelhofer Feldes verzögerte sich jedoch durch den Ausbruch des Krieges. Nach seinem Ende ließ man keine Zeit mehr verstreichen: Ab 1920 wurde mit den Planungen für eine Wohnsiedlung begonnen, die vor allem Einfamilienhäuser für Kriegsheimkehrer umfassen und durch eine mehrstöckige Wohnanlage eingefasst werden sollte.
Mit dem Slogan „Eigener Herd ist Goldes Wert“ wurde die neue Siedlung, die mit 1000 statt der ursprünglich vorgesehenen 2000 Häuschen etwas kleiner ausfiel als geplant, beworben. Und auch Licht, Luft und Sonne waren schon damals schlagkräftige Argumente in der Immobilienbranche. Das spürt man bis heute. Ein Spaziergang durch die Gartenstadt ist wie ein Ausflug aufs Land. Abgesehen von den recht stark befahrenen Durchgangsachsen geht es in den Straßen zwischen Bäumerplan und Kleineweg ausgesprochen ruhig zu. Von Einzelhandel oder Restaurants fehlt weithin jede Spur. Lediglich einige zweckmäßige Mehrfamilienhäuser aus den 50er Jahren sorgen ab und an für großstädtisches Flair.
Die Anwohner scheinen den Luxus, in einer kleinen grünen Oase mitten in der Stadt zu leben, sehr zu schätzen. Seit 2006 engagiert sich der Verein Parkring für den Erhalt der historischen Grünanlagen, die Pflege des Parkrings, der sich um das Zentrum der Siedlung zieht sowie den Zusammenhalt der Nachbarschaft.
Mit, wie es scheint, viel Erfolg. Bei unserem Sommerrundgang wirkt der Kiez gepflegt – vom zentralen Adolf-Scheidt-Platz bis zum versteckten Vorgärtchen im Leonhardyweg ist alles in einem Top-Zustand. Lediglich ein paar Graffitis auf Bänken oder unter den Brückenpfeilern der Boelckestraße sowie ein paar liegengelassene Häufchen erinnern an das umliegende Berlin.