Mit einer Einwohnerzahl zwischen rund 600 und etwa 2.500 Menschen gehören drei Ortsteile im Norden Lichtenbergs zu den kleinsten Stadtvierteln Berlins. Sie markieren bis heute eine sichtbare Grenze zwischen urbanem Raum und Berliner Umland und teilen eine ganz ähnliche Geschichte. Wartenberg, Malchow und Falkenberg entwickelten sich zwischen dem 13. und 14. Jahrhundert als kleine Anger- bzw. Straßendörfer und gingen schließlich in verschiedenen Rittergütern auf. Während Malchow schon um 1700 durch einen attraktiven Lustgarten, der sogar den preußischen König bezauberte, und den Bau einer wirtschaftlich lukrativen Bockwindmühle einige Bekanntheit erlangte, wurden die drei Ortsteile erst durch die Anlage von Rieselfeldern für die Stadt Berlin wirklich interessant. Davon ausgehend gingen die Viertel in den folgenden Jahrzehnten einen ganz ähnlichen Weg.
Wartenberg
Der seit den 1880er Jahren auf den angelegten Feldern betriebene Gemüseanbau hatte gegenüber dem Wohnungsbau Vorrang. Die ursprüngliche dörfliche Struktur Wartenbergs blieb deshalb weitestgehend erhalten, erst 1928 baute man eine neue Siedlung nordöstlich des alten Dorfkerns. Anfang der 30er Jahre kam dann noch eine Kleingartenanlage hinzu, die schließlich zu einem eigenen Wohngebiet wurde. Bereits zehn Jahre früher war die Landgemeinde Wartenberg Groß-Berlin zugeschlagen worden. Bis 1985 gehörte man allerdings zu Weißensee. Während man den Ersten Weltkrieg noch relativ unbeschadet überstand, sprengten NS-Truppen 1945 in einem relativ willkürlichen Akt die alte Dorfkirche – den Vormarsch der sowjetischen Truppen konnte man damit nicht stoppen.
In den kommenden Jahrzehnten blieb die Landwirtschaft in Wartenberg prägend. Man versorgte die Hauptstadt mit Gemüse, beheimatete schließlich eine der ersten Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) Berlins und produzierte seit den 60er Jahren sogar industriemäßig Champignons. Nach dem Fall der Mauer war es mit dieser Bedeutung des kleinen Dörfchens, an das seit den 80er Jahren die Hochhäuser Hohenschönhausens stoßen, natürlich vorbei. Dafür entdecken immer mehr Städter die schöne Randlage für sich. Viele neue Eigenheime prägen neben den alten Bauerngehöften das Bild und der 210 Hektar große Landschaftspark Wartenberger Feldmark lädt zu ausgedehnten Spaziergängen ein.
Malchow
Das Gut Malchow wurde bereits im 17. Jahrhundert prachtvoll ausgebaut. Der ehemalige Gutshof und die Reste des Lustgartens zeugen noch heute von der Blütezeit unter Gutsherr Paul von Fuchs. Viele Bauern- und Landarbeiterhäuser entlang der Dorfstraße stammen allerdings aus dem 19. Jahrhundert, als sich auch in Malchow die Rieselfelderwirtschaft und der Fischfang im heimischen See als lukrative Einnahmequelle etablierten. Auch dieses Dörflein wurde erst 1920 Berlin zuerkannt und war lange Zeit für den Siedlungsbau uninteressant. Erst in den 30er Jahren kamen einige Neubauten hinzu, die dörfliche Struktur überdauerte jedoch die DDR-Zeit. Damals spezialisierte man sich auf Futtermitel, Schweinemast, Milchvieh und Schafzucht; dank Post, Bäcker, Fleischer und Gaststätte war man vom Rest der Stadt unabhängig.
Der ländliche Charakter Malchows – das erst seit 2001 einheitlich zu Lichtenberg gehört und mit rund 600 Menschen der einwohnerschwächste Ortsteil Berlins ist – konnte bis heute erhalten werden: Hier brüten die einzigen Berliner Störche, die Naturschutzstation Malchow führt durch die Barnimer Feldmark und das Naturschutzgebiet Malchower Aue, in der Schule wird Umweltschutz groß geschrieben und viele Reitwege und kleine Bauernhöfe prägen das Bild. Allerdings führt auch eine belebte Durchgangsstraße direkt durch den Ort.
Falkenberg
Nun ahnt man es schon: Berlin legte rund um das Gut 1875 Rieselfelder an, man wurde 1920 nach Groß-Berlin eingemeindet und lange Zeit prägte die Landwirtschaft das Bild. In den 30er Jahren schließlich begann ein maßvoller Siedlungsbau, zu Zeiten der deutsch-deutschen Teilung wurde hier eine LPG gegründet und im Verlauf der 80er Jahre sah sich das dörfliche Nest plötzlich von zahlreichen Neubauten eingekreist. Seit 2001 gehört man zu Lichtenberg – und in dasselbe Jahr fällt auch der Umzug des Tierheims Berlin, für das das idyllische Falkenberg heute vor allem bekannt ist. Das größte Tierheim Europas umfasst eine Fläche von 16 Hektar und beherbergt neben rund 1.500 Tieren auch ein Café, großzügige Wasserflächen, einen Haustierfriedhof und Platz für Veranstaltungen. Eine Einrichtung, auf die das kleine Falkenberg stolz sein kann.
Das Buch „Lichtenberg. Kurze Geschichte eines Berliner Bezirks“ (ISBN 978-3-00-043170-8) steht zum Ausleihen in allen Lichtenberger Bibliotheken bereit.