Berlin ohne Quadriga auf dem Brandenburger Tor? Vorstellbar. Aber nur halb so schön. Deshalb war es von großer Bedeutung, dass die Gipsformerei in Charlottenburg einen Abdruck von diesem Kunstwerk gemacht hatte, so dass das Original nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg größtenteils originalgetreu wieder hergestellt werden konnte. Bereits seit 1819 produziert die Gipsformerei nun schon Gips-Abgüsse wichtiger Bildwerke, um genau das zu gewährleisten: dass Kulturgut, das zerstört wird, dupliziert werden kann. Das älteste Stück der Sammlung ist die 25.000 Jahre alte Venus von Willendorf, der größte Abguss die 42 Meter hohe Mark-Aurel-Säule aus Rom.
Die Büste der Königin Nofretete im eigenen Vorgarten
Witzig: Jede Replik, die von der Gipsformerei angefertigt wurde, steht Interessenten zum Kauf offen. Dabei kann der Käufer entscheiden, ob er lieber ein Werk mit originalähnlicher Bemalung ersteht oder die kreative Variante wählt. Die Gipsformerei ist Teil der Staatlichen Museen zu Berlin. Mit dem Verkauf der Abgüsse von Kulturgütern an Privatleute hat sie sich eine zusätzliche Einnahmequelle erschlossen, um ihrer eigentlichen Aufgabe auch in Zeiten knapper Kassen nachzukommen.
Im Gebäude der Gipsformerei in der Sophie-Charlotten-Straße kann man auf 100 Quadratmetern einen Teil der Abgüsse besichtigen. Das Lager und die Werkstätten, in denen die neuen Kopien erstellt werden, liegen ebenfalls in dem Bau aus dem späten 19. Jahrhundert.