Gleich vor der Haustür der QIEZ-Redaktion in der Bundesallee liegt er, der Prager Platz. Er wurde 1870 als Teil einer städtebaulichen Figur von Anton Wilhelm von Carstenn-Lichterfelde konzipiert. Vier als Grünflächen gestaltete Schmuckplätze – der Fasanen-, der Nürnberger, der Nikolsburger- und der Prager Platz – bilden dabei eine Art Rechteck, das die heutige Bundesallee (bis 1950: Kaiserallee) einrahmt. Nach dem Ausbau der Bundesallee zu einer Hauptverkehrsachse in den 60er Jahren ging der Charme der sogenannten Carstenn-Figur verloren.
Im Gedenken an den Prager Frieden
Nach seiner nahezu vollständigen Zerstörung im Zweiten Weltkrieg verkam der Platz durch die Jahrzehnte zu einer gewöhnlichen Straßenkreuzung. Erst 1986 wurde, entsprechend ihrer historischen Struktur, mit der Neugestaltung der Anlage begonnen. Ein Jahr später erklärte man den Prager Platz im Zuge der Internationalen Bauausstellung IBA zum besonderen Stadtplanungs- und Architekturprojekt. Bis 2002 entstanden unter anderem ein Hotel und ein Einkaufszentrum. Seit 2007 findet sich am Prager Platz, dessen Zentrum ein Springbrunnen in einer flachen Granitschale bildet, ein 3,3 Meter hohes Monument der Rilke-Stiftung aus Prag.
Der Szene-Kiez der 20er
Mit Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelte sich der Prager Platz zu einem kulturellen Zentrum Berlins. Zahlreiche Künstler und Intellektuelle siedelten sich in den umliegenden Straßen an. Den Höhepunkt erreichte diese Entwicklung in den 20er Jahren. Damals fühlten sich berühmte Persönlichkeiten wie Albert Einstein, Egon Erwin Kisch oder Erich Kästner im Kiez wohl. Letzterer setzte dem Prager Platz im Prolog zu seinem Kinderbuch „Emil und die Detektive“ ein Denkmal. Die „Prager Diele“ an der Ecke Trautenaustraße lockte darüber hinaus russische Intellektuelle wie Maxim Gorki, Vladimir Nabokov und Boris Pasternak ins Viertel. Der Zweite Weltkrieg beendete diese Glanzzeit des Prager Platzes.