Große Teile des historischen Zentrums Berlins dürfen mehr als eineinhalb Jahrzehnte gar nicht angetastet werden. Das „Umgestaltungsverbot“ betrifft nach Tagesspiegel-Recherchen das Umfeld des Fernsehturmes und auch der Marienkirche und gilt bis über das Jahr 2030 hinaus. Die teilweise heftig geführte Kontroverse darüber, ob die städtebauliche Brache gegenüber vom Roten Rathaus nach historischem Vorbild bebaut werden soll oder weitgehend in ihrem gegenwärtigen Erscheinungsbild erhalten bleibt, ist bis auf Weiteres entschieden.
Die Senatsbaudirektorin hat keine Eile
Das könnte durchaus im Sinne von Senatsbaudirektorin Regula Lüscher sein, die eine grundlegende Umgestaltung des Areals nicht als vorrangige Aufgabe ansieht und erst nach Druck der Öffentlichkeit ein „Kuratorium“ hierzu gebildet hat.
In die Debatte ums historische Zentrum hatte sich zuletzt der Chef der Stiftung Berliner Schloss Humboldtforum Manfred Rettig eingeschaltet, der in einem Gastbeitrag für den Tagesspiegel forderte, den zu DDR-Zeiten aufs Rathausforum umgesetzten „Schlossbrunnen“ zurück an seinen Platz vor das Schloss zu bringen. Auch SPD-Chef Jan Stöß meldete sich daraufhin zu Wort, der seit gut einem Jahr an der Spitze einer Bewegung aus der Berliner Bürgerschaft steht zur Wiederbelebung von Berlins historischer Mitte. Die Stiftung Zukunft des früheren Stadtentwicklungssenators Volker Hassemer sowie der stellvertretende CDU- Fraktionschef Stefan Evers fordern noch in dieser Legislaturperiode einen Ideenwettbewerb zum Stadtkern.
Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung wollte sich nicht dazu äußern: Die Zuständigkeit liege beim Bezirk Mitte. Ihrer eigenen Website zufolge hatte die Verwaltung von Michael Müller (SPD) die Eingriffe im Umfeld der Marienkirche „im Jahr 2012 beschlossen“ sowie im Umfeld des Fernsehturms mit zwei städtebaulichen Verfahren eingeleitet. Mittes Baustadtrat Carsten Spallek (CDU) spricht von einer „breit angelegten Abstimmung mit der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung sowie für Wirtschaft“. Dass die Arbeiten eine Neuordnung des Rathausforums als Mittelpunkt des historischen Zentrums in weite Ferne rücken, sieht er gelassen: „Die Debatte um die historische Mitte wird nicht in dieser Legislaturperiode abgeschlossen – und mit ziemlicher Sicherheit auch nicht in der nächsten.“