Kommunikation, Synergien, interdisziplinares Zusammenwirken sind Schlüsselbegriffe heutiger Hochschulpolitik. So wurde die räumliche Zusammenführung von 14 Kleinen Fächern des Fachbereichs Geschichts- und Kulturwissenschaften beschlossen. Nur die Japanologie blieb in der Hittorfstraße. 2004 wurde ein Architektenwettbewerb für einen Neubau ausgeschrieben. Als Grundstück stand die „Obstwiese“ zur Verfügung, die unmittelbar nördlich an die als „Rostlaube“ und „Silberlaube“ bekannten FU-Gebäude an der Habelschwerdter Allee grenzt. Es war der Münchner Architekt Florian Nagler, der 2005 den Wettbewerb für sich entschied. Als einziger unter 25 Teilnehmern der zweiten Wettbewerbsstufe nahm er die städtebauliche und bautypologische Grundidee des Wettbewerbs für das gesamte Areal von 1962 auf und setzt die vorhandene zwei- bis dreigeschossige Bauweise mit innen liegenden Höfen fort.
Holzlaube – nach Bronze und Silber kam Gold nicht infrage
Der Name „Rostlaube“ hatte sich eingebürgert, weil die Fassaden aus rostendem Cortenstahl dem Bau ein unverwechselbares Gepräge gaben. Der Name blieb, wenngleich inzwischen nichts mehr rostet, denn die bautechnisch problematischen Fassaden wurden bei der Sanierung 2004 durch Bronzepaneele mit ähnlicher Optik ersetzt. Auch der zweite Bauabschnitt mit der Bibliothek der Erziehungswissenschaften, 1967-81 vom Berliner Candilis-Partner Manfred Schiedhelm angefügt, rostet nicht. Die Aluminiumfassade brachte ihm den Namen „Silberlaube“ ein.
Und nun also die „Holzlaube“. Florian Nagler orientierte sich bei der Gliederung der Fassade am Bestand. Er übernahm die horizontale Schichtung und die vertikale Gliederung, wodurch sich bruchlose Anschlüsse an den Bestandbau wie von selbst ergeben. Für die Außenansicht suchte er neben Bronze und Aluminium nach einem dritten Material. Nach Bronze und Silber kam Gold dann doch nicht infrage, und so wählte er eine Holzverkleidung, die dem Zeitgeist und dem „nachhaltigen Bauen“ entspricht. Es handelt sich um kanadische Zeder, grau lasiert, um den ungleichmäßigen natürlichen Vergrauungsprozess auszugleichen.
Das Haus der Kleinen Fächer ist hell und übersichtlich
Was die innere Struktur des Gebäudes betrifft, „strickte“ er den Candilis-Teppich einfach weiter. Etwas stringenter zwar, nicht ganz so labyrinthisch und deshalb übersichtlicher, und vor allem dichter. Die neuen Innenhöfe sind eingetieft, sodass die Gebäude in der Regel drei Geschosse aufweisen. Die straffere Erschließung spart Kosten und lässt den östlichen Teil des Grundstücks frei – für einen weiteren Bauabschnitt, der sicherlich mittelfristig kommen wird.
Bestandteil des Neubauprojekts ist auch eine neue Bibliothek, die bei der Neuordnung der Institute eine bedeutende Rolle spielt. Sie hat ihren Standort unmittelbar neben der existierenden Bibliothek der Erziehungswissenschaften, die parallel zu den Neubaumaßnahmen geräumt, umfassend saniert und nun gemeinsam mit dem Neubau wieder eröffnet wurde.
Die gemeinsame Bibliothek bedeutet auch einen Verlust an Autonomie
Entstanden ist eine völlig neu organisierte Campusbibliothek, in der eine Vielzahl von ehemals dezentralen Institutsbibliotheken zusammengefasst ist. Mit der neuen Aufstellung kam die in vielen Jahren der Vorbereitung an den Teilbibliotheken erarbeitete gemeinsame Systematik nach der „Regensburger Verbundklassifikation“ zur Anwendung. Damit endete auch die Autonomie der Erziehungswissenschaftlichen Bibliothek sowie der 24 ehemals separaten Instituts-, Bereichs- und Fachbereichsbibliotheken zugunsten einer neuen, integrierten Aufstellung der etwa eine Million Medien (davon zwei Drittel in Freihandaufstellung).
Der Verlust an Autonomie hat bei den Instituten naturgemäß nicht ungeteilte Zustimmung gefunden. Die Entwicklung des modernen Wissenschaftsbetriebs lässt sich diesbezüglich freilich nicht aufhalten. Auf der Habenseite stehen für die Bibliotheksbenutzer die Synergieeffekte und angenehme Arbeitsbedingungen. Es gibt 688 Einzelarbeitsplätze und neben der optimalen WLAN-Versorgung nach wie vor ein leitungsgestütztes LAN für leistungsfähige und störungsfreie elektronische Kommunikation. Hinzu kommen die notwendigen Gruppenarbeitsräume, Leseplätze für Überformate sowie ein Mutter-Kind-Raum.
Auch der nächste Bauabschnitt im Geist der FU-Lauben?
Unterdessen hat der Wissenschaftsrat ein weiteres Bauvorhaben der FU zur Förderung empfohlen – einen mit 37,6 Millionen Euro veranschlagten Laborbau im Bereich der Biologie, Chemie, Pharmazie und Physik.