Montage sind nicht besonders beliebt: Das Wochenende ist vorbei, man muss wieder früh aufstehen, zur Arbeit gehen. Seit kurzem sind Montage, um es mal ganz altberlinisch zu sagen, wieder „dufte“: Dann riecht es bei den Kaffeenauten in der Steglitzer Schützenstraße 4 nämlich ganz herrlich nach Zimt. Wochenanfang ist Zimtschnecken-Tag. Das wissen allerdings bereits viele. Also muss man sich sputen, wenn man noch eines der wunderbar süßen Teilchen mit dem fluffigem Teig abbekommen möchte.
Das kleine Café ist eine große Bereicherung im Viertel. Mit grünen, teils unverputzten Wänden, schlichten Möbeln, dem selbstentworfenen wuchtigen Tresen aus Eichenholz und einem Regal voller alter Kaffeekannen hat es durchaus charmantes Prenzl‘ Berg-Flair. Und erstaunt stellt man an den Gästen fest, wie viele junge Leute es doch im angeblich verschnarchten Senioren-Bezirk Steglitz gibt.
Ein Wohnzimmer für den Kiez
Carrotcake, Cookies und New York Cheesecake gehören zum Standardrepertoire, außerdem gibt es saisonal wechselnde Kuchen, knusprige Croissants und belegte Brötchen. Neben Flat White (mit Bio-Milch) empfiehlt Okan vor allem den handgefilterten „brewed Coffee“. Ist mega angesagt, muss man aber mögen, denn der schmeckt nicht wie einst Omas handgefilterter, sondern hat feine, zum Teil fruchtige Aromen, ist aber deutlich „dünner“, als das, was man aus der Espressomaschine gewöhnt ist. Das entsprechende Equipment wie Filtersysteme, Kaffeemühlen und Co sowie Kaffeebohnen für zu Hause kann man auch kaufen.
Mehr Adressen
Gastronomischer Neuzugang gleich nebenan: Da hat im Sommer das La Marmite eröffnet, eine Weinstube, nett, wenn auch nicht ganz billig, mit überwiegend französischem Angebot. Auch ein paar Kleinigkeiten wie gefülltes Brot, Salat und Käse kann man ab 16 Uhr essen. Schräg gegenüber von den Kaffeenauten ist etwas versteckt im begrünten Hof ein weiterer Weinladen das DiVinum zu finden.
Daneben bietet das Antiquariat Morgenstern Bücher, aber auch Kaffee an. Siebenkorn auf der anderen Seite zählt zu den Bioläden der ersten Stunde. Ein paar Schritte weiter stehen Eisfans bis in den Herbst hinein Schlange bei Vanille und Marille. Die Besitzer des coolen Kreuzberger Ladens im Bergmannkiez werden schon gewusst haben, warum sie in dem ehemaligen Winz-Kiosk eine Zweigstelle eröffneten. Die Schützenstrasse, so heißt es schon liebevoll im Kiez, wird wohl langsam zur „Bergmannstraße für Arme“.
Auf der anderen Straßenseite bietet die erste Rheinländische Bäckerei Mälzer, die jedes Jahr aufs Neue prämiert wird, ihr berühmtes Roggen- und Vollkornprodukte mit Natur-Sauerteig an. Die Schützenstraße hat Potential – und Platz. Der ehemalige Fleischabholmarkt Schützenstrasse/Leydenalle zum Beispiel steht seit längerem leer und wartet auf neue Mieter. Und auch im unteren Teil der Straße, wo es nur noch das New Pacha, eine Berliner Eckkneipe gibt, würde sich weitere gastronomische Vielfalt gut machen.