Für Kunstkenner gehört die Neue Nationalgalerie zu den internationalen Top-Adressen. Die Kunst der Klassischen Moderne bildet zwar einen thematischen Schwerpunkt der Schau, erschöpft jedoch bei Weitem nicht das Angebot. Gleichwohl ist es der umfangreiche Bestand an modernen Werken, der die Neue Nationalgalerie in die Liga der bedeutendsten Museen Europas erhebt. Gelegen am Kulturforum, wurde die Galerie 1968 eröffnet. Allein das Gebäude mit der rundum völlig verglasten Fassade gilt als spektakulär, Mies van Rohe heißt der Architekt, der im Laufe seiner Karriere vielfach ausgezeichnet wurde.
Das Spektrum der Ausstellung reicht von der Klassischen Moderne bis zur Kunst der sechziger Jahre. Der Fokus liegt auf europäischer und nordamerikanischer Malerei sowie auf Skulpturen deutscher und europäischer Bildhauer. Der Besucher stößt auf die Werke zahlreicher Vertreter von Kubismus, Expressionismus, Surrealismus, Bauhaus, der Gruppe Zero oder der US-Farbfeldmalerei. Vor allem Werke aus der Zeit von 1900 bis 1945 sind unter den Exponaten. Neben wichtigen Arbeiten von Picasso, Klee und Nolde zeigt die Neue Nationalgalerie beispielsweise solche von Francis Bacon, Max Beckmann und Otto Dix. Von Barnett Newman bestaunen Kunstfreunde hier die Bilderserie “Who’s Afraid of Red, Yellow and Blue“. Von Ernst Ludwig Kirchner können die Gäste das Gemälde “Potsdamer Platz“ von 1914 besichtigen.
Bestände unter Nationalsozialisten stark reduziert
Die Geschichte der Neuen Nationalgalerie geht zurück bis in die Zeit um 1900. Damals wurden die Bestände der Nationalgalerie (heute: Alte Nationalgalerie) auf der Museumsinsel um europäische und zeitgenössische Kunst erweitert. Ab 1919 konnten Besucher des Kronprinzenpalais diese Kunst als eine führende Sammlung von Gegenwartskunst betrachten. Bis 1933 fanden in dem Palais bedeutende Ausstellungen zeitgenössischer Künstler statt. Dann fielen die kulturellen Ordnungshüter der Nationalsozialisten mit ihrer rassentheoretischen Kategorisierung der Kunst über die Bestände her: Ab 1937 wurden über 500 der Werke als „Entartete Kunst“ beschlagnahmt. Andere Werke gingen im Krieg verloren.
Geraume Zeit nach dem Krieg, im Sommer 1957, wendete sich das Blatt mit der Gründung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Sie ermöglichte, dass der im Westen befindliche Teil der Sammlung 1959 in der Orangerie des Schlosses Charlottenburg gezeigt werden konnte. Fortan wuchsen die Bestände, ein Neubau in West-Berlin wurde nötig. 1968 schließlich öffnete die Neue Nationalgalerie ihre Pforten. Nach der deutschen Einheit erhielt das Museum zusätzliche Werke der Moderne von der Museumsinsel. Noch heute gehört die Neue Nationalgalerie zur Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Bund und Länder tragen diesen Museumsverband und ermöglichen so auch temporäre Ausstellungen und Kulturveranstaltungen.
Eintrittskarten kosten an der Kasse zehn Euro, ermäßigt fünf Euro. Wer mag, lässt sich die Ausstellung per Audioführer auf Deutsch oder Englisch erklären. Die Tickets gibt es bis 30 Minuten vor der regulären Schließung des Museums. Mit Karte zu zahlen ist kein Problem; wer lieber vorbestellt, kann das im Online-Shop oder beim Info-Service der Staatlichen Museen zu Berlin tun.