Seit dem 17. Januar 1995 gibt es die Notfallseelsorge und Krisenintervention Berlin nun schon. Die 140 ehrenamtlichen Mitarbeiter zwischen 25 und 75 Jahren haben es sich zur Aufgabe gemacht, erste Hilfe für die Seele zu leisten. Anders als bei der Telefonseelsorge kommen die Notfallseelsorger direkt zum Ort des Geschehens. Alle Ehrenamtlichen haben einen Grundkurs in der Notfallseelsorge gemacht und werden von Polizei oder Feuerwehr informiert. Zu fünf bis sieben Einsätzen werden sie in der Woche gerufen und rücken dann zum Einsatzort aus, um den Betroffenen, die infolge tragischer Ereignisse traumatisiert sind, zuzuhören und ihnen Trost zu spenden.
Die Arbeit der Notfallseelsorge
Die meisten Einsätze der Notfallseelsorge finden im häuslichen Bereich statt. So werden etwa Angehörige nach erfolgloser Wiederbelebung, Gewaltopfer oder Eltern und Geschwister bei Kindernotfällen betreut. Aber auch die Polizei wendet sich in schwierigen Situationen an die Organisation und bittet um Hilfe, etwa beim Überbringen von Todesnachrichten. Bei den außerhäuslichen Einsätzen handelt es sich oft um die Betreuung am Unfallort, die Betreuung von Opfern nach Haus- und Wohnungsbränden und um die Betreuung bei Großschadensereignissen bis hin zu Katastrophen.
Auf die Frage, ob es auch passiert, dass Ehrenamtliche von den Einsätzen traumatisiert werden, antwortet mir Justus Münster von der Notfallseelsorge: „Nein, das passiert zum Glück nicht. Jeder Ehrenamtliche hat nach einem Einsatz Anspruch auf eine Supervisionsstunde, in der das Passierte aufgearbeitet werden kann. Außerdem treffen sich die Gruppen der einzelnen Bezirke auch regelmäßig und sprechen über ihre Erfahrungen.“
Das Projekt wird von der evangelischen und der katholischen Kirche, sowie von fünf Hilfsorganisationen finanziert und feiert in diesem Jahr sein 20-jähriges Bestehen. Genau aus diesem Grund hat die Notfallseelsorge nach neuer Inspiration für ihre Arbeit gesucht – und sie bei Kindern gefunden. Diese nehmen die Dinge ja oft ganz anders wahr als Erwachsene. So entstand die Idee, Kinder etwas erfinden zu lassen, das in Notsituationen Trost spenden könnte.
Kindliche Trostspender
Hervorgebracht haben vier Grundschulklassen aus Berlin und Brandenburg kleine, kreative Trostapparate. Fotos einiger Exemplare werden noch bis zum 17. Februar in der St.-Hedwigs-Kathedrale in Mitte ausgestellt sein. Aus Platzgründen haben es leider nicht alle eingereichten Arbeiten in die Ausstellung geschafft. Da sei die Entscheidung schon schwer gefallen, sagt Justus Münster. Dort zu sehen sein werden zum Beispiel der „Trostofant“, ein großer, starker Elefant, der alle Sorgen mit seinen großen Ohren hören kann, ein Sorgentelefon und eine selbst gebastelte Astronautenfigur.
Die Ausstellung ist nur eine von vielen Aktionen im Rahmen der Festwochen. Am 17. Januar findet von 18 bis 21 Uhr ein Festgottesdienst in der Marienkirche statt. Außerdem wird am 22. Januar ein Symposium unter dem Titel „Zwischen Stress und Schuld. Stärkung der psychosozialen Kompetenzen bei Einsatzkräften“ veranstaltet und am 24. Januar wird in der Katholischen Akademie in Mitte auch noch die achte Regionalkonferenz unter dem Motto „Mehr als Worte. Glaubwürdige Notfallseelsorge im 21. Jahrhundert“ abgehalten.
Wer die tolle Arbeit der Notfallseelsorge jetzt gerne mit einer Spende unterstützen möchte, der findet alle Informationen hier.