Dort, wo jahrelang der Opel auf dem Dach stand, ist nun ein leerer Fleck. Dabei prägte er den Ausblick ähnlich wie das nahe ICC oder der Funkturm. Stolz stand er da, ein kleines inoffizielles Wahrzeichen der Stadt. Nach einer langen Reise erspähten motorisierte Heimkehrer, die von der Avus auf die Stadtautobahn gen Norden kamen, einst sogar blinkende Lichter auf dem Vordach der Opel-Filiale von Heidi Hetzer. Ungefähr dreißig Jahre parkte die Firmenchefin oben auf dem Dach ein Automobil des von ihr angebotenen Fabrikats mit dem Blitz-Logo. Es machte immer ein wenig den Eindruck, als wollte es gleich Gas geben und den Asphalt weit unter ihm bei hohem Tempo auskosten.
Nun ist dieses inoffizielle Wahrzeichen des Westens nicht mehr zu sehen, der Himmel von Charlottenburg ist um eine Silhouette ärmer. Auch der Russenpanzer am alten Übergang Dreilinden, ebenfalls ein ehemals vertrautes, wenn auch schauderhaftes Heimatdenkmal, ist nicht mehr. Zumindest wurde dieser Ort aber von Künstlerhand durch eine alte Schneefräse bereichert. Für den Opel ist kein Ersatz in Sicht.
Die kahle Fläche auf dem Dach zeugt vom Verkauf des Hauses Hetzer, der zum August vollzogen wurde, aber auch von einem schon länger währenden Disput mit der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, die die lebensechte Werbung nicht gutheißen konnte. Am Monatsanfang ging die traditionsreiche Firma Hetzer an die Unternehmensgruppe Dinnebier, in Berlin mit Ford, Opel und weiteren Marken im Geschäft.
Selbst in die Hand genommen
Verantwortlich für die Bereinigungsaktion war jedoch nicht Dinnebier, sondern Heidi Hetzer selbst, die das nur verpachtete Firmengebäude – seinerzeit das erste, damals noch Autohotel genannte Motel Deutschlands – noch immer ihr Eigen nennt. Der Opel ohne Antrieb, den sie vom Autokonzern für Werbezwecke erhielt, wurde kurz vor der Übergabe in ihrem Auftrag verschrottet. Sie selbst wollte bei seinem Ende nicht dabei sein und nahm am besagten Tag lieber an einer Oldtimerrallye teil: Der Abtransport ging ihr zu nahe.
Die Räumung des Daches sollte aber auch den ewigen Streit mit den Behörden beenden: Jahrzehntelang stellten das Auto über den Köpfen, Heidi Hetzers Rennfahrerinnen-Logo an der Wand sowie die Fahnen auf dem Hof kein Problem dar, nun sollten sie auf einmal verschwinden, beklagt die ehemalige Chefin. Für die aus Norden kommenden PKWs, auf der vom Firmengelände weiter entrückten Fahrbahn unterwegs, sei die Werbung kein Risiko, sie sei weit genug entfernt. Für die aus Süden kommenden sei sie zu nah, für die Fahrer eine Ablenkung, daher stelle sie eine mögliche Gefahr dar, zählt Hetzer die Gründe des amtlichen Kontrahenten auf. Aber es sei doch in drei Jahrzehnten nie etwas passiert, regt sie sich auf.
Der Streit ist noch nicht beigelegt
Dem Opel schaltete sie aufgrund des Streits schon vor geraumer Zeit die Blinklichter aus und hätte das fahruntüchtige Auto nun ohnehin entsorgt, auch als Symbol des guten Willens, wie sie meint. Dass ihr Logo nicht lange bleiben wird, sei ebenfalls abzusehen, schließlich habe Dinnebier das ja nicht erworben. Trotzdem ist die Auseinandersetzung vor dem Verwaltungsgericht weiterhin im Gange, wie die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung bestätigt. Es gehe ja auch darum, welche Maßnahmen hier demnächst zur Werbung eingesetzt werden dürfen, erklärt Heidi Hetzer, die trotz des Verkaufs mit den Problemen des Charlottenburger Autohandels noch immer nicht ganz abgeschlossen hat.
Der Disput habe Anfang 2011 seinen Lauf genommen, heißt es seitens der Behörde. Damals sei offenkundig geworden, dass die Werbung ohne Erlaubnis montiert worden war. Ein Antrag auf nachträgliche Zulassung sei teilweise versagt worden, gegen dieses Urteil habe Heidi Hetzer Berufung eingelegt. Auch das Fahrzeug auf dem Dach habe man nicht durchgehen lassen. Als Begründung wurde eine Beeinträchtigung der Verkehrssicherheit angeführt: PKW-Halter könnten abgelenkt werden. Eine offizielle Anordnung zur Beseitigung des Autos sei aber noch nicht ausgesprochen worden. Durch die freiwillige Verschrottung ist dies nun ohnehin nicht mehr vonnöten.