Aus dem 15. Stockwerk des Bürogebäudes am Hardenbergplatz 2 hat man einen fantastischen Blick über Zoo und Tiergarten. Dort oben thront das Unternehmen von Michael Waiser, dem Planer des Charlottenburger Riesenrad-Projektes. Über 170 Meter sollte es hoch sein, der Spatenstich durch Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) war bereits Ende 2007 erfolgt. Doch nach der Sommerpause will die Regierung das 1,3 Hektar große Gelände, auf dem das Bauwerk entstehen sollte, zurückkaufen.
Über den Senatsbeschluss stimmt sich der parteilose Finanzsenator Ulrich Nußbaum mit der Behörde für Stadtentwicklung ab. Die „Great Berlin Wheel“ ist zwar noch Besitzerin des wild bewachsenen Geländes hinter der BVG-Endhaltestelle für Busse, doch Ende August läuft die Frist für die Errichtung des Riesenrads endgültig ab. Der Senat kann das Gelände danach innerhalb von zwei Monaten wieder in seinen Besitz bringen. Bei dem Rückkauf sollen unter anderem die Kosten für die notwendige Verlegung des Zoo-Wirtschaftshofs, insgesamt 16,8 Millionen Euro, berücksichtigt werden.
Über das durch Waiser verbreitete Gerücht eines 120 Millionen beisteuernden Investors ist man in der Stadtentwicklungsbehörde nur noch irritiert. Auch der durch Waiser eingesetzte Immobilien-Fachmann Horst-Achim Kern kann das verlorene Vertrauen nicht wieder ersetzen.
Umtriebiger Immobilien-Experte
Kern wirkt unter anderem im Checkpoint-Charlie-Vorstand, im Bundesverband „Public Private Partnership“ und im Beirat des Deutschen Handelsimmobilien-Kongresses mit. Darüber hinaus ist er Aufsichtsratsmitglied im Zoologischen Garten. Eine langjährige Freundschaft verbinde Kern nach eigenen Angaben mit Waiser. Als der Zoo vor sechs Jahren dem Projekt zustimmen musste, half Kern: „Ich habe ihm damals den Platz besorgt.“
Nun scheint der ehemalige SPD-Politiker Kern eigene Wege zu gehen. Ende August wird er beim Verkehrs-Staatssekretär Christian Gaebler (SPD) vorstellig. Kenner vermuten, dass der Immobilienspezialist eine alte Idee ins Gespräch bringen will: Eine 30 Meter hohe Schwebebahn vom Zoo über den Tiergarten bis zum Potsdamer Platz. 2009 war das Vorhaben durch die ehemalige Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) verworfen worden.
Auch beim neuen zuständigen Senator Michael Müller (SPD) wird Kern mit seiner Idee wohl nicht auf offene Ohren stoßen. Städtebaulich, wirtschaftspolitisch und sicherheitstechnisch sei das Projekt kaum durchzusetzen. In naher Zukunft dürften also keine Gondeln den Westen der Stadt beleben.