Ephraim-Palais am Mühlendamm

Die schönste Ecke Berlins

Kleinod des Rokoko. Das Ephraim-Palais am Mühlendamm.
Kleinod des Rokoko. Das Ephraim-Palais am Mühlendamm.
1987 wurde das Ephraim-Palais am Mühlendamm wiedereröffnet – nach langer und bewegter Geschichte. 25 Jahre später ist das Rokokogebäude der Stolz aller Berliner.

Erich Honecker war begeistert und sprach den Handwerkern ein Lob aus: „Eine tolle Arbeit habt ihr hier vollbracht, wunderbar!“ Auch andere DDR-Politiker wie Egon Krenz, Günter Mittag, Günter Schabowski und der Ost-Berliner Oberbürgermeister Erhard Krack waren am 19. Mai 1987 zum wiederaufgebauten Ephraim-Palais gekommen. Mehrere Jahre war an dem Glanzstück des Nikolaiviertels gebaut worden. Nun, 25 Jahre später, konnte es zur 750-Jahr-Feier eröffnet werden.

Seither spielt der Rokokobau eine zentrale Rolle im kulturellen Leben der Stadt – als Ausstellungsort der Stiftung Stadtmuseum oder einfach als erheiternder, vergoldeter Blickfang und als steinerner Zeuge für das Leben im alten Berlin. Und das, obwohl das Gebäude mit dem pompösen Eingang zwischen acht Säulen eine lange und wundersame Geschichte hat.

Bewegte Geschichte

Der königliche Münzpächter und Hofjuwelier Friedrichs II., Veitel Heine Ephraim, beauftragte vor 250 Jahren den Architekten Friedrich Wilhelm Diederich damit, das Haus Poststraße 16/Ecke Mühlendamm zum vierstöckigen Palais umzubauen, zur „schönsten Ecke Berlins“.

1935 musste es aufgrund einer Vergrößerung der Mühlendammschleuse weichen. Doch Gitter, Gesimse, Pilaster, Kapitelle, Putten und Steinblöcke wurden beziffert und eingelagert. Nach einer Reise über vier Lagerplätze landeten mehr als 2000 Steinstücke auf einer Freifläche des Berlin-Museums, das nach der Teilung Berlins in der westlichen Lindenstraße lag. Hier, an der Ecke der Linden- und Markgrafenstraße, wollte man in den siebziger Jahren das Palais wiedererrichten und als jüdisches Museum nutzen.

Handel zwischen Ost und West

Da die Kosten auf 30 Millionen DM geschätzt wurden, geschah zunächst nichts. Doch dann wurden Anfang der Achtziger die Ost-Pläne für das neue Nikolaiviertel inklusive Wiederaufbau der ältesten Pfarrkirche Berlins bekannt. Richard von Weizsäcker signalisierte die Möglichkeit einer Übergabe der Ephraim-Steine. Im März 1982 wurde im Abgeordnetenhaus ein entsprechender Beschluss gefasst. „Aber West-Berlin war ja so eine Art dritter deutscher Staat, also musste eine Lösung für das Problem gefunden werden“, sagt Ludwig Deiters, der damalige Generalkonservator der DDR, „da kam man auf die Idee, mich zu einer Art Diplomat zu machen.“ Sein Gesprächspartner im Westteil der Stadt wurde Landeskonservator Helmut Engel. Die Professoren kannten sich schon lange, demnach gab es keine politische, sondern eine fachliche Ebene. „Es waren schwierige Zeiten, denn West-Berlin durfte nicht zur selbstständigen politischen Einheit werden“, erinnert sich Engel – also rollte die Aktion Ephraim-Palais „im Rahmen des kulturellen Austauschs“ ab.

Beide Verhandlungsführer sind sich heute einig: „Wir sind froh, dass alles trotz der verschlungenen Wege geklappt hat – wir hatten den Drang zu einem vernünftigen Miteinander.“ Architekt Uwe Strathmann, der mit seinem Team für den Wiederaufbau der Nikolaikirche war, weiß noch: „Eines Tages kamen die Steine, keiner war darauf vorbereitet. Sie lagerten in der dachlosen Nikolaikirche, wurden dort bearbeitet und an ihren endgültigen Standort geschafft.“ Die Wiederauferstehung des Palais ging zügig vonstatten – sie dauerte nur zweieinhalb Jahre.

Stolz einer ganzen Stadt

Doch wie passierte das Ephraim-Palais die Mauer? Die Grenzübergänge waren zu schmal oder hatten enge Slalomhindernisse aus Beton. Sollte man Berlin umfahren? Schlussendlich wurden die Risalite, Kapitäle, Gesimsprofile und die acht Säulen ab Juni 1983 auf kleineren Lastwagen durch den Übergang Heinrich-Heine-Straße auf den Bauplatz zwischen Rathaus und Spree transportiert – niemand ahnte zu jener Zeit, dass ein paar Jahre darauf das Ephraim-Palais zum Stolz von ganz Berlin geworden war.


Quelle: Der Tagesspiegel

Ephraim-Palais (Stiftung Stadtmuseum Berlin), Poststraße 16, 10178 Berlin

Telefon 030 24002162

Webseite öffnen


Dienstag, Donnerstag bis Sonntag 10:00 bis 18:00 Uhr
Mittwoch 12:00 bis 20:00 Uhr

Museum Ephraim Palais

Weitere Artikel zum Thema

Kultur + Events | Ausstellungen | Museen | Essen + Trinken
Kunst wird populär im Prinzessinnenpalais
Wo früher preußische Prinzessinnen wohnten, ist jetzt die Kunst zu Hause. Das neugestaltete PalaisPopulaire besticht […]