Die rauchige Radiostimme einer Sängerin aus den 20er Jahren erklingt und taucht den mit Kerzenlicht erhellten Raum in eine besondere Atmosphäre. Man fühlt sich zurückversetzt in eine andere Zeit – und auch an einen anderen Ort. Denn das Interieur des Sloppy Joe’s ist eine Zusammenstellung aus Relikten der Originalbar des alten Havanna, die seinerzeit von der Los Angeles Times als „eine der berühmtesten Bars der Welt“ bezeichnet wurde.
Die Sloppy Joe’s Bar in Havanna musste aufgrund der Kubanischen Revolution 1959 schließen, doch ihr Berliner Ableger erblüht gerade erst zu neuem Leben. Vergangene Woche Dienstag, am 2. Oktober 2012, eröffneten Koch Heinrich Beckmann und Dokumentarfilmer Matthias Hentschler das Restaurant mit neuem Konzept und neuer Speisekarte.
Der Name ist Programm
Beckmann stellt das Abendangebot zusammen, das meist nicht sehr breit ausfällt, dafür aber frische Zutaten und ideenreiche Speisen garantiert. „Die kleine Karte ermöglicht es mir, den Wünschen unserer Gäste nachzukommen und abwechslungsreich zu kochen“, erklärt Beckmann, der Koch aus Leidenschaft ist und sich nach dem Essen gern persönlich bei den Gästen erkundigt, ob es ihnen gemundet hat.
Natürlich stecken viele kubanische Einflüsse in Beckmanns Kochkunst, der Name der Bar ist schließlich Programm. Neben Schweinefleisch-Burger mit Bohnen und scharfer Tomatensoße gibt es aber vor allem auch viele Rindfleischgerichte und sogar eine Berliner Mahlzeit der 20er Jahre, der „Stolze Heinrich“, bestehend aus Bratwürsten, Kartoffelstampfe, Rotkohl und Biersoße.
Der TV- und Filmproduzent Matthias Hentschler, der den Kinodokumentarfilm „Havanna – Die neue Kunst, Ruinen zu bauen“ (Bayrischer Filmpreis 2006) gedreht hat, sorgt als Kuba- und Lateinamerikaexperte für die Authentizität im Sloppy Joe’s. Seit 1999 reiste er für Reportagen und Magazinbeiträge, die unter anderem auf ARTE, im ZDF und 3Sat liefen, regelmäßig nach Kuba und kennt daher die Erzählungen um die sagenumwobene Sloppy Joe’s Bar gut.
Kubanisches Flair
Doch nicht nur das, Hentschler sammelte das Inventar, zu dem alte Fotografien von Fidel Castro und dem Kuba der 20er und 30er Jahre genauso gehören, wie Originalpostkarten und Gegenstände aus der legendären Bar, auf seinen Reisen selbst zusammen. Ein absolutes Highlight bilden die mit bunten Fliesen verzierte Bar und die Kuba-Karte an der Decke des Lokals, von der große Holzventilatoren ragen. Sie vermitteln echt kubanisches Flair.
„Wir wünschen uns für die kommenden Monate und Jahre, dass Leute nicht nur zur reinen Nahrungsaufnahme kommen, sondern das schöne Ambiente im Sloppy Joe’s genießen. Es soll eine gemütliche Bar entstehen, in der die Gäste sich wohlfühlen und abends auch mal den Koch kennenlernen können“, antwortet Beckmann auf die abschließende Frage, wie er sich die Zukunft der Sloppy Joe’s Bar vorstellt.
Sloppy Joe’s Bar, Elisabethkirchstraße 3, 10115 Berlin, http://de-de.facebook.com/sloppyjoeberlin