„Hirnrissig“, „piefig“, „lächerlich“, „provinziell“, „dumm“, „dogmatisch“, „infam“, „Gender-Nonsense“. So kommentieren Bürger das Bezirks-Vorhaben: Im Streit um die Benennung eines neuen Platzes vor der Akademie des Jüdischen Museums (JMB) versammeln sich Kritiker der von Friedrichshain-Kreuzberg exekutierten Quotenpolitik hinter einer Online-Petition.
Die vor acht Tagen installierte Unterschriftensammlung unterstützt den Wunsch des Museums, als idealen Patron seiner Adresse den in Berlin bislang öffentlich nicht gewürdigten Aufklärungs-Philosophen Moses Mendelssohn zu bestimmen – und den Bezirksbeschluss von 2005, vorerst nur Patroninnen zu ehren, begründet auszusetzen. Zu den seit zwei Tagen fast minütlich signierenden Petenten zählen bekennende Grüne und Quoten-Versteher, die sich vom Prinzipienritt der Parteikollegen distanzieren; die meisten Voten kommen aus Berlin, etliche aus Deutschland und dem Rest der Welt, einige outen sich als Nachfahren des Kandidaten Moses.
Kompromisslösung angestrebt
Die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) hatte im März ihren geplanten Namens-Entscheid für eine Frau wegen unklarer fraktioneller Meinungen vertagt. Der BVV, die bei Redaktionsschluss noch tagte, empfiehlt ihr Ausschuss Kultur und Bildung für den nun aufs Neue angesetzten Benennungsbeschluss die (vom JMB tolerierte) Kompromisslösung „Fromet und Moses Mendelssohn-Platz“. Eine zweite Vertagung, um den neben Mendelssohn gehandelten Namen (Alisa Fuss, Moses Maimonides, Regina Jonas, Platz der Haskala, Fromet und Moses M., Rahel Varnhagen-Levin) weitere hinzuzufügen, dürfte die Possenqualität eher noch steigern.
Falls die BVV in der Zwickmühle zwischen Quote und Vernunft ihrem Ausschuss folgt, ignoriert sie jedoch die 1.900 Petenten – und kann erwarten, dass sich bis zum Fristende 13. Juli das Quorum von 5.000 Stimmen summiert. Dann wird die Petition dem Senat vorgelegt.
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