Als wir die Tofu-Tussis besuchen, sind sie ziemlich im Stress. Tofu-Produktion, Tofu-Verkauf, die eigentlichen Jobs im sozialen Bereich und dann kommt auch noch unser Interview dazu – so kommen die beiden schnell auf eine 60-Stunden-Woche. Während Elena drinnen weiter den Rührlöffel schwingt, gönnt sich Franzi mit uns einen Augenblick an der frischen Luft. Wir erfahren, wie die beiden es aus der heimischen Küche bis in den Keller der Markthalle Neun geschafft haben.
„Die Tofu Tussis, das war eigentlich eine Schnapsidee, als wir zusammen auf der Terrasse saßen“, erzählt die Mitgründerin. Die beiden Vegetarierinnen hätten sich darüber geärgert, dass auf den Verpackungen zu ihren Sojaprodukten nie gestanden hätte, wo die verwendeten Bohnen und Inhaltsstoffe eigentlich herkommen. Aber was wirklich drin ist, weiß man nur, wenn man’s selber macht. Also machten sich die Sozialarbeiterin und die Heilerziehungspflegerin ans Werk – zuerst in der eigenen Küche.
Individueller Geschmack statt Ökolatschen
In den nächsten Monaten lasen sich Elena und Franzi alles Nötige an, um Tofublöcke zu kreieren. Die schmeckten so gut, dass sie diesen Genuss seit Juli 2014 online verkaufen. Ein eingängiger Name für das Projekt war mit den „Tofu Tussis“ schnell gefunden. Damit wollen sie auch mit Vorurteilen rund um das Sojaerzeugnis spielen. „Irgendwie schwirrt in vielen Köpfen noch das altbackene Image von Öko-Hippies in Biolatschen rum“, findet Franzi. Und das passt so gar nicht zu den Frauen, die uns zeigen wollen, dass Tofu nicht langweilig schmecken muss.
Neben dem Geschmack gehört bei den beiden auch die Herstellung zum Konzept. Sie mahlen ihre Bohnen aus Süddeutschland und Thüringen selbst und gewinnen Sojamilch aus ihnen, die dann mit natürlichen Gerinnungsmitteln zur Basis für die Tofublöcke wird. Anschließend wird gewürzt: nach fünf festen Rezepturen oder nach den Vorstellungen der Kunden, die eine von vier Basistofus mit 25 verschiedenen Zutaten verfeinern können. Ob die Bestellungen der Kunden manchmal so gut wären, dass sie die Mädels zu neuen Kreationen inspirieren, fragen wir. „So ist unser Kokos-Tofu entstanden!“, erzählt Franzi. Ihre Lieblingssorte ist aber Haselnuss-Ringelblume. Elena schwärmt für die Variante mit Erdnüssen. Die Kreationen werden in umweltfreundlichem Einschlagpapier verpackt, nicht konserviert und sind darum nur eine Woche haltbar. Plastik kommt nur an den Block, wenn er per Post durch ganz Deutschland geschickt wird.
Ganz oder gar nicht: Es geht um die Bohne
Alle Nebenprodukte der Tofurei verwenden die beiden weiter: Sojamolke wird zum Getränk, Bohnenreste geben sie als Tierfutter ab. Außerdem produzieren die Tofu Tussis so wenig Überschuss wie möglich und darum großteils auf Bestellung. Abholen oder probieren können Berliner den Tofu auf Food-Assemblies von Neukölln bis Pankow, in verschiedenen Cafés und Bio-Läden, bei Original Unverpackt, am Stand der Schaufendter Uckermark in der Markthalle Neun und auf dem Wochenmarkt auf dem Boxi. Und ständig kommen Verkaufsstellen dazu. Das geht auch, weil die Tofu Tussis pünktlich zu ihrem ersten Geburtstag am 1. Juli aus dem Samariterkiez in Friedrichshain nach Kreuzberg gezogen sind. Aus der ersten eigenen Produktionsküche können sie viel größere Tofumengen unters Volk bringen. Und wer weiß, vielleicht machen Franzi und Elena bald nichts anderes mehr?
Hier geht es zum Online-Shop der Tofu Tussis, in dem es auch andere vegane Produkte gibt. Das Design der Seite hat übrigens Susanne Appelhanz entworfen.