Gottesanbeterin
Nicht nur im sonnigen Spanien oder im heißen Südafrika gibt es die exotische Fangschreckenart Mantis religiosa, zu Deutsch Gottesanbeterin. Ja, auch im schönen Natur-Park Schöneberger Südgelände findet sich das giftgrüne Insekt wieder, von dem manch einer behauptet, es hätte menschliche Eigenschaften. Allerdings muss man schon genauer hingucken, denn ganz so groß wie ihre südländischen Nachbarn wird die Europäische Gottesanbeterin nicht. Trotzdem entwickelt und vermehrt sie sich hier prächtig, was dafür spricht, dass Schöneberg ein geeigneter Lebensraum für sie ist. Davon hat sie nicht so viele im kalten Deutschland, deshalb steht sie hierzulande auch auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. Wer sich fragt, wie es das zierliche Tierchen in so nördliche Gefilde verschlagen hat, der muss leider ohne Antwort bleiben: Es wird vermutet, dass die Gottesanbeterin nicht auf natürlichem Wege in den Naturpark gelangte, aber wie genau es zu der Ansiedlung in Berlin kam, weiß man nicht.
Goldschakal
Der Goldschakal stammt ursprünglich aus dem Südosten Europas und ist eng mit dem Wolf verwandt. Sein Fell ist meist goldgelb gefärbt – daher sein Name. Etwa seit 15 Jahren wird das rund 40 Zentimeter hohe Raubtier immer mal wieder in unseren Wäldern gesichtet, allerdings begegnet ihm nicht immer jeder wohlgesonnen. Im Jahr 2000 tauchte ein Exemplar des Canis aureus in der brandenburgischen Lausitz auf und wurde nach nur wenigen Wochen gewildert. Zu den natürlichen Feinden des Goldschakals zählt der Wolf, der lange Zeit in Deutschland ausgerottet war. Im Berliner Umland gibt es heute aber wieder 19 Wolfsansiedlungen. So muss sich die einem Fuchs ähnelnde Hundeart in der Hauptstadt und Umgebung also vorsichtig verhalten. In Acht nehmen sollte sich auch die Gottesanbeterin, die steht als Insekt neben Nagern und Vögeln nämlich mit auf dem Speiseplan des Goldschakals.
Seeadler
Ein weiteres Wildtier, das es nach Berlin geschafft hat, ist der Seeadler. Allein am Müggelsee leben zwei Brutpaare. Bis etwa 1930 war der habichtartige Raubvogel in unserer Region ansässig – bis er durch menschliche Verfolgung und die Vergiftung durch Insektizide fast ausgerottet wurde. Vor rund 20 Jahren kehrte er dann auf natürlichem Weg wieder zurück und seither nimmt der Bestand langsam zu. Mit einer Erweiterung der Population in der Hauptstadt ist wohl dennoch nicht zu rechnen, denn der Seeadler beansprucht ein großes Revier. Jungtiere, die hier flügge werden, wandern deshalb in andere Bundesländer aus. Besonders gern „vergreifen“ sich die Berliner Seeadler übrigens an den Aalen der Havel, die gehören neben anderen Fischen, Wasservögeln und Aas zum Nahrungsspektrum des fliegenden Raubtiers.
Biber
Aufgrund seiner recht hohen Anpassungsfähigkeit ist es dem Biber gelungen, sich inmitten von Städten oder direkt an Autobahnen anzusiedeln. Hier ernährt er sich dann zum Leidwesen von Förstern und Gärtnern von heimischem Gehölz, was oft zu starken Baumschädigungen führt. Außerdem verursachen die Dammbauten der possierlichen Nagetiere immer wieder auch Unterspülungen an Straßen. In Berlin zeigen sich die „Wasserratten“, die vor etwa 20 Jahren vom Oberhavelland über die Spree in die Hauptstadt schwammen, mittlerweile in nahezu allen Gewässern. Ob Wuhle, Müggelsee, Panke, Müggelspree oder Ober- und Unterhavel, die rund 80 Berliner Exemplare fühlen sich hier pudelwohl. Kein Wunder, denn wer würde nicht gern den Schlosspark Charlottenburg sein Zuhause nennen oder hätte gern eine Wohnung in bester innerstädtischer Lage!
Kanadagans
Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet der Kanadagans, lateinischer Name Branta canadensis, ist wie der Name schon sagt das nördliche Amerika. Seit 1970 ist sie auch in Deutschland als Brutvogel vertreten. In Berlin war es allerdings ein glücklicher Zufall, der dazu führte, dass die Entenvögel sich hier niederließen. So entwischten zwei Kanadagänse vor Jahren ihrem Besitzer am Tegeler See, fanden sogleich einen angemessenen Brutplatz und pflanzten sich fleißig fort. Heute sind sie zu Hunderten in der Hauptstadt vertreten, zum Beispiel am Landwehrkanal, am Neuen See, in Spandau, in Henningsdorf oder auch am Ostufer des Müggelsees. Wer die edel anmutenden Tiere beobachten möchte, sollte morgens oder abends auf Pirsch gehen, wenn die Gänse mit lautem Ruf auf dem Weg zu ihren Nahrungsflächen oder den Schlafplätzen im Wasser sind.