Die Ausstellung “Die Wikinger“ im Martin-Gropius-Bau ist ein Gemeinschaftsprojekt des Dänischen Nationalmuseums in Kopenhagen, des British Museum in London und des Museums für Vor- und Frühgeschichte der Staatlichen Museen zu Berlin. Es ist die erste Wikinger-Ausstellung in Berlin seit 20 Jahren. Seitdem hat sich, so die Kuratoren, das Bild der Wikingerzeit in vielen Aspekten erheblich verändert. Hauptziel der Sammlung ist es, eine neue, fundierte Sicht auf das Leben der Nordmänner zu schaffen, eine Darstellung ihrer Lebensweisen, ihres Glaubens und ihrer Alltagskultur.
Mittelpunkt der Ausstellung sind die Überreste des Wikinger-Schiffs “Roskilde 6“, ein normannisches Ruderboot, das 1996 auf dem Grund eines dänisches Fjords gefunden und in Kopenhagen aufwendig restauriert wurde. Sowohl Kiel als auch große Teile des Rumpfs sind erhalten, die übrigen Elemente wurden durch eine Stahlkonstruktion ersetzt. Mit über 37 Metern Länge ist die “Roskilde 6“ das größte bislang geborgene Schiff der Wikingerzeit. Bevor es in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts vor der Stadt Roskilde versank, muss es ein bis zwei Generationen lang über die europäischen Meere und Flüsse gekreuzt sein.
Vier Themenbereiche
Die Ausstellung ist in vier Themenbereiche gegliedert, die in verschiedenen Räumen vorgestellt werden.
Der Bereich Kontakte und Austausch informiert über die Expeditionen der Wikinger und den Handel, den die Seefahrerkultur während ihrer Blütezeit betrieb. Verschiedene Kammern aus hellem Holz verleihen dem Ambiente einen skandinavischen Touch, es riecht nach Fichte. In diesen Räumlichkeiten wird ein Großteil der Regionen vorgestellt, die die Wikinger mit ihren gewaltigen Schiffen anliefen und mit denen sie einen Austausch von Handelsgütern betrieben. Die Exponate setzen sich unter anderem aus Broschen und Fibeln aus West- und Mitteleuropa, Schmuck und Waffen aus Osteuropa, Wetzsteinen von den Britischen Inseln und Äxten aus Grönland zusammen.
Der zweite Themenbereich widmet sich den Kriegen, die die Wikinger in Europa und anderen Erdteilen führten. Auf einer Videowand sind nachgestellte Schlachtszenen zu sehen, darunter liegen Gebeine aus dem “Massengrab von Weymouth“. Dieses Grab wurde 2009 in Südengland entdeckt und war die Ruhestätte von 51 jungen Männern aus Skandinavien, die vor rund tausend Jahren auf einem Kriegsschiff nach Großbritannien kamen. Wahrscheinlich wurden sie von einheimischen Angelsachsen hingerichtet und später enthauptet. Außerdem ist eine enorme Anzahl an Kriegswaffen zu sehen, darunter Lanzen, Schwerter und Schilde.
Der Bereich Herrschaft und Macht wird von einer großen Holzkonstruktion dominiert, die das Grundgerüst einer normannischen Königshalle darstellen soll. Man sieht den Nachbau eines Wikinger-Throns, und ein etwa fünf Meter langer Tisch erstreckt sich durch den Ausstellungsraum. Beides dient der Veranschaulichung eines Wikinger-Banketts, einem Ort der Zurschaustellung von Macht und Herrschaft. Des Weiteren sind Rekonstruktionen von Trachten, Ess- und Trinkgefäße und der prächtigste bislang gefundene Wikinger-Schatz, eine große 16-teilige Goldkette, zu sehen.
Der letzte Themenbereich beleuchtet die Glaubensvorstellungen der Wikinger, bei denen es vorrangig um die Interaktion mit der Natur ging. Auf einer riesigen Videoinstallation sieht der Besucher Aufnahmen von Wäldern und Bäumen, eine Reihe von Texttafeln informiert über religiöse Praktiken und Riten. Neben Schmuck und anderer religiöser Ornamentik ist die Replik eines Runensteins ausgestellt. Auch die ersten Begegnungen der Wikinger mit dem Christentum und ihre schließliche Missionierung werden thematisiert.
Die Ausstellung ist bis zum 4. Januar 2015 zu sehen.