Samstag
Festival der Einheit oder Ost-West-Kneipentour?
Ja sicher, Berlin ist im Einheitstaumel und das wird natürlich auch mit einer riesen Veranstaltung an die große Glocke gehängt. Aus dem alljährlichen Straßenfest am 3. Oktober ist ein „Festival“ geworden, auf dem uns Revolverheld, Felix Jähn, Lena und andere deutsche Künstler bis in den Abend bespaßen. Wenn ich ganz ehrlich bin, ist diese popmusikalische Massenveranstaltung aber nicht gerade Musik in meinen Ohren. Lieber werde ich im kleinen Kreis einen auf die Einheit heben. Ich finde, das geht am besten in urigen Kneipen, die den Geist aus verschiedenen Berliner Jahrzehnten ausdünsten. Ich habe mich für eine Route vom Westen in den Osten entschieden: Gestartet wird im Zwiebelfisch am Savignyplatz. Zwischen den plakatierten Wänden spürt man regelrecht, dass der Laden seit 1967 Kneipengeschichte schreibt. Weiter gehts in der Tiergartenquelle. Die ist sogar mehr als 70 Jahre alt und es wirkt fast, als wäre das geteilte Berlin spurlos an ihr vorbeigegangen. Ihr Ende findet die Tour in der Friedrichshainer Tagung. Da warten eine Lenin-Skulptur, eine FDJ-Fahne, Pauli Maulwurf-Bilder und allerlei andere DDR-Überbleibsel auf die Besucher. Und wer nicht quatschen, sondern grölen möchte, kann ja immer noch zum Brandenburger Tor.
Wo: vor dem Brandenburg, Pariser Platz, 10117 Berlin
Wann: ab 11 Uhr
Wieviel: kostenlos
Weitere Infos: hier
Sonntag
Geschichtsträchtig in der Schwangeren Auster
Alle reden über 1990, heute gehts aber mal weiter zurück und irgendwie auch vorwärts. Im Haus der Kulturen der Welt läuft seit dem 30. September das Programm „100 Jahre Gegenwart. Der Auftakt“. Auftakt deswegen, weil die bis zum 4. Oktober stattfindenden Veranstaltungen zu einem Langzeitprojekt gehören, das bis ins Jahr 2018 läuft. Bis dahin untersuchen Künstler und Wissenschaftler gesellschaftliche Entwicklungen und wie sie mit der Vergangenheit in Verbindung stehen. Vor allem soll es darum gehen, welche Folgen des Ersten Weltkrieges wir noch immer spüren, außerdem um das Zusammenwirken von Mensch, Natur und Technik. An diesem Sonntag sehen wir eine Installation, bei der aus Tüchern und Zelten ganze Erinnerungswelten erwachsen. Eine Bibliothek aus Aufzeichnungen, die in Gefängnissen entstanden sind. Und außerdem Lesungen und Gespräche zum ersten Weltkrieg. Wer’s noch genauer wissen will, kann auch in diesem Artikel vom Tagesspiegel nachlesen, was die Ausstellung insgesamt ausdrücken möchte. Oder eben einfach hingehen und selbst nachdenken.
Wo: Haus der Kulturen der Welt, John-Foster-Dulles-Allee 10, 10557 Berlin
Wann: 20 Uhr
Wieviel: teils kostenlos, Lesung 5,00 Euro
Weitere Infos: hier