Eine Mauer mit zwölf Reihen Stacheldraht. Gleich dahinter noch ein vier Meter hoher Maschendrahtzaun. Über zwei Jahrzehnte nach dem Mauerfall sieht der einstige Spionage-Horchposten des Bundesnachrichtendienstes in der Reinickendorfer Cité Foch so aus, als tobte noch der Kalte Krieg. Nur die Überwachungskameras wurden abgenommen. Der Horchposten befindet sich mitten in der ab 1957 für Angehörige der französischen Alliierten errichteten Wohnsiedlung in der Rue Montesquieu. Die Geheimdienstler sind längst abgezogen, doch das Gelände ist weiterhin ein Hochsicherheitstrakt. Dies sei beabsichtigt, erfuhr die Berliner FDP-Abgeordnete Mieke Senftleben auf Nachfrage bei Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU). „Zur Verhinderung unrechtmäßigen Zutritts wurde der Stacheldraht auch nach dem Freizug des Gebäudes beibehalten“, so Schäubles Parlamentarischer Staatssekretär Steffen Kampeter.
Trostlose Zustände
Reinickendorfs Liberale beschweren sich über den desolaten Zustand der Siedlung, die mittlerweile der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) gehört. Dass die Graffiti regelmäßig mit „hohem Kostenaufwand“ beseitigt werden, wie der Staatssekretär erklärte, bezweifeln Senftleben und BVV-Fraktionschef Andreas Vetter. Auch das an der Avenue Charles de Gaulle gelegene Einkaufszentrum ist verwahrlost und beschmiert. SB-Warenhaus und Fitnesscenter sind ausgezogen, der Getränkemarkt steht leer. Bis auf eine Aldi-Filiale ist der riesige Komplex verwaist. Das Einkaufszentrum gehört einem Investor in der Schweiz, der sich dem Vernehmen nach in wirtschaftlichen Schwierigkeiten befinden soll. Auch der Gläubigerbank ist es bisher nicht gelungen, neue Mieter zu finden.
Schwierige Bebauung
Aber das ist nicht der einzige Grund, warum es in der Siedlung Cité Foch in Reinickendorf nicht so recht vorwärts geht. Der Horchposten kann erst abgerissen, das Gelände als Wohnbaufläche vermarktet werden, wenn für das Areal ein Bebauungsplan besteht, heißt es bei der Bima. Der lässt seit Jahren auf sich warten. Der Leiter des Reinickendorfer Stadtplanungsamtes, Marius Helmuth-Paland, verweist auf die Besonderheiten. So wurden die Straßen von den Franzosen angelegt und sind nicht der Öffentlichkeit gewidmet. Voraussetzung für eine Vermarktung der Bauflächen sei auch die noch offene Klärung der Erschließung. Die endet rechtlich bisher am Beginn der Siedlung, so dass bisher nicht einmal ein BVG-Bus durch die Cité Foch fahren kann.
Pluspunkt: die großzügigen Grünanlagen
Was diese Gegend dennoch für junge Familien anziehend macht, ist die lockere Bebauung mit dem hohen Anteil an Rasenflächen, typisch für die mehrstöckigen Wohngebäude der 50er Jahre. Bei ihren Bewohnern gilt die Franzosen-Siedlung als Wohngebiet mit viel Grün, schattigen Alleen und gepflegten Grünanlagen. Heute wohnen allerdings keine Franzosen mehr in der Cité Foch. Lediglich die blauen Straßenschilder mit den französischen Straßennamen und die nach französischen Dichtern und Denkern benannten Schulen erinnern noch an diese Zeit.