Die Zeit der Zäune und des Verfalls könnte bald vorbei sein: Die ehemalige Abhörstation auf dem Teufelsberg soll ein öffentlicher Ausflugsort werden. Eine Kölner Investorengemeinschaft um den Architekten Hartmut Gruhl plant jetzt eine Aussichtsplattform mit Café, ein Ausflugslokal, Veranstaltungssäle für Events, Kongresse und Hochzeiten, ein Museum und einen „historischen Parcours“. Gruhls frühere Planungen für den Berg sahen verschiedene Neubauten vor, scheiterten jedoch allesamt. Diesmal stehen die Chancen für den Architekten besser.
Am 19. März trafen sich Gruhl, Stadtentwicklungs-Staatssekretär Ephraim Gothe und Baustadtrat Marc Schulte (SPD) vom zuständigen Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf zu einem Besichtigungstermin in den Ruinen der Anlage, in der Amerikaner und Briten einst gelauscht hatten, was sich die Armeen des Warschauer Pakts zufunkten. Beim Denkmalamt liegt noch ein Denkmalschutzantrag, den Gruhl 2011 eingereicht hatte. Die Mehrheit in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Charlottenburg-Wilmersdorf steht ihm positiv gegenüber.
Im Anschluss an die Besichtigung äußerten Staatssekretär Gothe und Stadtrat Schulte, dass die auffälligen weißen Kuppeltürme „ein Wahrzeichen“ und als Relikte des Kalten Kriegs historisch wertvoll seien. Schulte zeigte sich gegenüber den Ideen Gruhls „sehr aufgeschlossen“. Problematisch sei lediglich die Lage mitten im Naturschutzgebiet Grunewald: Lärm und starker Verkehr müssten vermieden werden.
Museum und Elektrobus
Bis Ende August wollen alle Beteiligten gemeinsam ein Konzept zur Vorlage bei der BVV und dem Abgeordnetenhaus erstellen. Bevor ein Ausflugsort entstehen kann, muss der Flächennutzungsplan geändert werden. Grothe sagte, es sei „auf Dauer nicht zu ertragen“, dass die Station verfalle. Es müsse eine „verträgliche und wirtschaftlich tragfähige“ Nutzung geben.
Gruhl hat bereits mit der Detailplanung begonnen: Im größten Gebäude möchte er die durchlöcherte Bespannung der zwei Kuppeln wiederherstellen und die zweite Etage verglasen – dort sollen künftig Veranstaltungen stattfinden. Das Museum zur Geschichte des Teufelsbergs plant er im alten Kantinengebäude. An der Teufelsseechaussee soll ein Parkplatz angelegt werden, auf dem die Besucher ihre Fahrzeuge abstellen können und dann mit einem Elektrobus auf den Berg gebracht werden. In einem der anderen Gebäude könnte ein Hausmeister wohnen und auf das Gelände aufpassen. Dafür würde der Zaun verschwinden, der sowieso keinen Schutz vor Eindringlingen bietet und häufig aufgeschnitten wird.
Drei bis fünf Millionen Euro will Gruhl in das Projekt stecken, er rechnet mit großem Interesse vonseiten der Berliner. Schließlich sind die Führungen über das Gelände, die seit 2011 veranstaltet werden, meistens ausgebucht. Und schon jetzt wird die Anlage häufig für exklusive Firmenpartys und als Drehort genutzt.
Die Führungen durch die Abhörstation veranstaltet das Unternehmen Berlin Sightout.