Selbstmörder
Radfahrer, die mitten auf die Kreuzung ausscheren und dann haarscharf auf den Gehweg abbiegen, um ja nicht einen Fuß am Boden absetzen zu müssen. Rollerfahrer, die aus einer Fahrspur einfach zwei machen und minutenlang im toten Winkel mitfahren, um sich an der nächsten roten Ampel einfach mal durchzudrücken. Fußgänger, die plötzlich hinter einem geparkten Auto hervor springen und auf die Fahrbahn sprinten, ohne vorher auch nur einen Seitenblick auf die Fahrbahn geworfen zu haben. Man hat schon oft das Gefühl, dass viele Berliner gern mit ihrem Leben spielen. Und natürlich ist man als Autofahrer immer der Dumme. Man ist schließlich der Stärkere und hat sich gefälligst mit lebensmüden Verkehrsteinehmern zu arrangieren. Dass man selbst bei 30 km/h eine ziemliche Wucht unter der Motohaube hat, scheint diese Quälgeister nicht zu interessieren.
Hausfrauenpanzer
Groß, größer, SUV. Seit Jahren verstopfen immer mehr dieser verkappten Geländewagen Berlins Straßen. Gerne in weiß und gerne gesteuert von überfoderten Mütterchen oder telefonierenden Businesstypen beiderlei Geschlechts. Für sie gilt: Vorfahrt gewähren. Immer und überall. Wer zögert, wird plattgemacht. Oder zumindest fast. Ein abfälliger Blick aus dem gefühlt zwei Meter hohen Autofenster straft den frechen Kleinwagenfahrer dann noch zusätzlich ab. Gerne parken diese Riesenwagen ohne Allradantrieb übrigens auch in winzigen Lücken, so das links, rechst, vorne und hinten kein Rein- und Rauskommen mehr möglich ist. Manchmal möchte man einfach sein Schlüsselbund zücken, ihn genüsslich am glänzenden Lack ansetzen und einfach mal durchziehen.
Kiezgäste
Du wohnst gegenüber von einem angesagten Restaurant? Du lebst in einem schönen Kiez, der gerne auch von Touristen und / oder Shopaholics besucht wird? Na dann herzlichen Glückwunsch – und viel Spaß bei der Parkplatzsuche! Tagesgäste denken nämlich meist nicht an die umliegenden Anwohner und parken oft einfach so, dass aus drei Parkplätzen plötzlich einer wird. Oder sie stehen in Einfahrten. Oder parken alle anderen so zu, dass ein Entkommen nicht möglich ist (siehe Punkt Hausfrauenpanzer). Gerne sind vor allem zu kulinarischen Stoßzeiten plötzlich alle Parkplätze vor der eigenen Haustür besetzt. Da hilft auch keine Parkzone. Sondern nur genaues Wissen über die Öffnungszeiten vom Szeneitaliener.
Ich-mach‘-das-beruflich-Fahrer
Das sollten sich Autofahrer in Berlin gut einprägen: Never stop a Lieferwagen! Ob Pizzabote, Elektroinstallateur oder Taxi. Wer wegen des Geldes hinterm Steuer sitzt, hat es eilig. Deshalb ist die StVO für diese Leute außer Kraft gesetzt. Logisch, oder? Schließlich machen die Betreffenden ihren Job meist schon jahrelang und wissen deshalb genau, wann sie es noch in die Lücke schaffen, ob man bei Rot über diese Ampel fahren kann, ohne einen Zweibeiner zu erwischen und wie lange die anderen Normalo-Fahrer fürs Linksabbiegen brauchen. Dauert es eine Sekunde länger, wird ordentlich auf die Hupe gedrückt. Ist ja klar. Wer sich mit solchen Fahrern anlegen möchte, darf das gerne versuchen. Aber er sollte definitiv gut einstecken können. Denn dass man selbst der schlechte, zu unentschlossene und langsame Fahrer ist, steht vor und nach solchen „Gesprächen“ eigentlich immer fest.
Fiese Feste
So viel zu den anderen Verkehrsteilnehmern. Doch es gibt natürlich weitere Ärgernisse. Baustellen zum Beispiel. Aber na gut. Die müssen sein, kann man nichts machen. Ob dagegen wirklich für jedes noch so unattraktive oder exklusive Pseudo-Event tagelang wichtige Verkehrsachsen gesperrt werden müssen, ist fraglich. Beispiele gefällig? Prosecco schlürfen im Fashion Week Zelt – Sperrung der Straße des 17. Juni vom 6. bis zum 15. Juli. Lose ziehen auf dem wenig charmanten Hauptstraßenfest – Sperrung der zentralen Schöneberger Verkehrsachse vom 3. bis zum 6. April. Humpen stemmen auf dem Berliner Bierfestival – 8. bis 10. August erhebliche Verkehrsbehinderungen zwischen Frankfurter Tor und Strausberger Platz. Sicher, für schöne Kiezaktivitäten und Sportevents stoppt man auch als Autofahrer gerne. Vielleicht steigt man sogar mal aus. Alles andere wird überbewertet und macht bei denen, die nicht mitfeiern nur eins: schlechte Laune.