Berliner Persönlichkeiten zeigen ihren Kiez

DJ Ruede Hagelstein: "Ich vermisse Mitte!"

Immer für einen kleinen Spaß zu haben: Ruede Hagelstein, den wir auf dem Campus der TU in Charlottenburg getroffen haben.
Immer für einen kleinen Spaß zu haben: Ruede Hagelstein, den wir auf dem Campus der TU in Charlottenburg getroffen haben.
Schon seit über zwölf Jahren sorgt Tobias Hagelstein, besser bekannt als DJ Ruede Hagelstein, für beste Beats in den Clubs. Seit 2005 ist der Wahl-Friedrichshainer Resident im Watergate. Warum der gebürtige Brandenburger aber gern wieder nach Mitte ziehen würde und wo er selbst am liebsten seine Nächte verbringt, darüber hat er mit QIEZ gesprochen.

Wie es sich für ein echtes Berliner Nachtgewächs gehört, wohnt Tobias Hagelstein direkt am belebten Boxi im Friedrichshain, seit knapp sieben Jahren. „Als ich hierhin gezogen bin, hatte der Hype um den Boxhagener Platz gerade angefangen“, erzählt er. „Für mich war entscheidend, dass hier die Clubszene stark angesiedelt ist. Und die Mieten waren damals auch noch ok, mittlerweile ist das ja nicht mehr so.“ Die Vorteile aus heutiger Sicht: „In ‚meinen‘ Club, ins Watergate, kann ich laufen. Außerdem wohnt ein Teil meiner Freunde in der Nähe.“ Der DJ, der ein fester Bestandteil der Berliner Musikszene ist, lebt schön ruhig im Hinterhof in einer 63 Quadratmeter großen Altbauwohnung, mit Resten von Stuck an der Decke, einem Holzdielenboden – und natürlich mit einem ganz langen Flur.

Der gebürtige Brandenburger kam 1999 nach Berlin, zog zunächst etliche Male innerhalb von Mitte um, wohnte direkt am Hackeschen Markt und landete dann in Friedrichshain. „Ich vermisse Mitte!“, erklärt Hagelstein. „Da würde ich gerne wieder hin! Bei mir im Kiez da fehlt mir das Internationale, das Businessmäßige, das ‚Poshe‘. Friedrichshain wird immer mehr wie Prenzlauer Berg, alles wird neu gemacht, es gibt hippe Leute, alle drei Meter eine Kita und sogar ein Bio-Hotel. Hierher ziehen jetzt die, die richtig alt werden wollen. Familien, die sich niederlassen.“

Dabei ist der Musiker und Produzent selbst auch sehr bodenständig und kann sich gut vorstellen, eine Familie zu gründen. Mit dieser würde er dann aber doch lieber nach Brandenburg, in seine Heimat Zeuthen, ziehen. Überhaupt mag der Wahl-Friedrichshainer das Berliner Umland. „Besonders gern fahre ich an die Brandenburger Seen, z.B. an den Motzener See, einer der saubersten Seen. Dort angle ich, das ist ein Ausgleich für mich. Oder in die Uckermark zum Abhängen oder auch zum Angeln“, sagt er.

Tipps für das Berliner Nachtleben

Andererseits steckt in dem umtriebigen Ruede Hagelstein natürlich auch der Künstler, dem Freiraum wichtig ist, das kreative Chaos sozusagen. Dafür fährt er in sein Studio, seinen „Leidenschaftsraum“, in der Greifswalder Straße in Prenzlauer Berg. „Auch einer meiner Lieblingsorte“, erklärt er. „Das ist für mich vergleichbar mit einem Atelier eines Künstlers. Wenn ich eine Idee ausarbeite, dann kann es schon mal sein, dass ich drei Tage nicht heimkomme. Ich habe hier eine Zahnbürste, ein Bett und eine Kaffeemaschine.“

Wir wollten von einem DJ, der das Berliner Nachtleben in- und auswendig kennt, aber natürlich auch wissen, welche Clubs und Bars er so bevorzugt. „Privat gehe ich nicht mehr tanzen“, verrät er. „Dann eher mal ins Kino oder ins Theater. Ich bin ja jedes Wochenende unterwegs. Ich trinke auch keine Cocktails und hasse diese ganzen Szene-Läden oder Bars, in denen ein DJ auflegt – schrecklich! Eine Bar stinkt für mich nach Rauch, die Bedienung ist unfreundlich und es ist nicht so geleckt.“ Sein persönlicher Favorit ist da der Feuermelder, eine echte Rockkneipe, in der ihn keiner kennt und garantiert kein Szenevolk unterwegs ist. Zum Essen zieht es Hagelstein in das Schneeweiß oder in den Goldenen Hahn, weil er wissen will, was auf den Tisch kommt und Produkte aus dem Umland bevorzugt.

Für eines der aktuell spannendsten Projekte der Stadt hält er den geplanten „Holzmarkt“ von den Betreibern des „Kater Holzig“. „Da macht mal jemand anderes was als reiche Investoren, die einfach nur Büros hochziehen“, findet er. „Alles ist direkter, persönlicher, das finde ich gut. Das Gelände an der Holzmarktstraße ist eben ein sehr prominenter Ort, an dem man noch Subkultur macht und den man deshalb unbedingt nutzen muss.“

Nicht verpassen: Am 9. März findet die Release Party von Hagelsteins CD „Watergate 13“ (VÖ: 25.3.) statt. Im Anschluss tourt er damit durch die Clubs von Lyon, Zürich, Dubai, Budapest usw.


Lesen Sie nächste Woche in unserer Reihe „Berliner Persönlichkeiten zeigen ihren Kiez“: Schmidt

DJ Ruede Hagelstein: "Ich vermisse Mitte!", Boxhagener Straße 42, 10245 Berlin

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