Kommentar

DogTV: Weder Fluch noch Segen

Hunde im Fernsehen? Na klar! Fernsehen für Hunde? Ein umstrittenes Angebot.
Hunde im Fernsehen? Na klar! Fernsehen für Hunde? Ein umstrittenes Angebot.
Seit 2013 gibt es in den USA einen Fernsehsender, der speziell auf die Bedürfnisse vierbeiniger Zuschauer zugeschnitten ist. Vor einigen Wochen ist der Spartensender DogTV nun auch in Deutschland gestartet. Produziert wird in Berlin. QIEZ-Redakteurin und Hundehalterin Evi Trieba hat sich ein paar Gedanken zum neuen Sendeformat gemacht.

Sicher, Hunde können fernsehen. Das weiß jeder, der mit einem Vierbeiner an seiner Seite schon einmal Naturdokus, Formate wie „Tiere suchen ein Zuhause“ oder vielleicht auch einen Krimi angeschaut hat. Die Geschmäcker sind da verschieden. Während mein Hund generell nur auf große Tiere wie Bären, Wölfe oder Bisons reagiert, die aus sibirischen Wäldern direkt in mein Wohnzimmer ausgestrahlt werden, kenne ich auch Vierbeiner, die gespannt den sonntäglichen „Tatort“ verfolgen oder schier verrückt werden, wenn ein wellenumtoster Strand im Fernsehen zu sehen ist.

Und auch die Aufnahmekapazität ist nicht bei allen Vierbeinern gleich. Während mein Dando beim ersten Kameraschwenk auf ein seltenes Blümchen den Blick schon wieder abwendet, harren andere Hunde konzentriert aus, bis die nächste aufregende Bewegung oder das nächste seltsame Geräusch aus dem grauen Kasten im Wohnzimmer dringen. Dann wird geschnüffelt, gebellt oder einfach weiter fixiert.

Fernsehen? Braucht kein Hund!

Was allen Hunden gemein ist, ist allerdings, dass sie, anders als viele Menschen, durchaus ohne Fernseher leben können. Eine frische Wurst, Herrchen im Spaziergangs-Dress oder andere vierbeinige Hausgenossen sind im Zweifelsfall stets interessanter als die Flimmerkiste. Und wenn die ausgeschaltet bleibt, wird auch kein Trara gemacht. Zweisamkeit auf dem Sofa kann man schließlich auch ohne Glotze genießen.

Deshalb muss man wohl festhalten, dass der Fernsehsender DogTV, der seit kurzem auch für den deutschen Markt produziert wird, mal wieder eher Herrchen und Frauchen glücklich macht als die Hunde, für die er doch eigentlich gedacht ist. Der Fernsehsender für Hunde – in dem etwa entspannende Bilder und Geräusche, andere Hunde in Action oder „lehrreiche“ Filmchen aus dem Zusammenleben von Mensch und Hund zu sehen sind – fällt damit in die Kategorie von eigentlich überflüssigen Erfindungen, die für manche Hundehalter aber scheinbar doch Sinn machen. Man denkt hierbei natürlich auch an strassbesetzte Ausgehmäntelchen, edle Luxus-Näpfe oder überteuerte Hundeshampoos.

Die Gefahr der Vermenschlichung des eigenen Hundes liegt natürlich auch beim Hundefernsehen nahe. Statt mit dem Vierbeiner Gassi zu gehen, wird er vor den Bildschirm gesetzt; statt sich mit seinem Hund zu beschäftigen, wird DogTV als artgerechtes Tagesprogramm missverstanden, befürchten viele Tierschützer. Ich selbst kenne glücklicherweise nur Tierhalter, die das neue Programm, das übrigens über Telekom „Entertain“ bzw. einen Online-Stream ausgestrahlt wird, vermutlich nicht mal anschalten würden.

Hopfen und Malz ist schon verloren

Aber natürlich gibt es auch die Hundehalter, für die gilt: Was für Geld gekauft werden kann, wird dem Liebling auch gegönnt bzw. zugemutet. Für die könnte das neue Programm tatsächlich interessant sein. Dass es eine zusätzliche Gefahr für die Hunde darstellt, glaube ich für meinen Teil allerdings nicht. Wer nicht oder nur ganz kurz mit seinem Hund Gassi gehen möchte, wer seinen Vierbeiner überfüttert und mit falsch verstandener Tierliebe überschüttet, der tut das leider nicht erst seit dem Start von DogTV. Und wer denkt, dass ein Fernsehprogramm die gemeinsame Beschäftigung mit dem Hund ersetzt, dem ist sowieso schon nicht mehr zu helfen.

Für alle anderen ist das Fernsehprogramm allenfalls ein witziges Gimmick, das man mal kurz an seinem Hund ausprobiert, oder vielleicht eine Alternative zu ein, zwei Stunden Stille und Einsamkeit im Haus. Nicht mehr und nicht weniger.

DogTV: Weder Fluch noch Segen, Pariser Platz, 10117 Berlin

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