Got to watch

Diese Dokus und Serien warten im Juli auf dich!

Die neue Netflix-Serie Sacred Games bringt dich nach Mumbai und befasst sich mit einem mitreißenden Komplex aus Gewalt, Politik, Spionage und Korruption.
Die neue Netflix-Serie Sacred Games bringt dich nach Mumbai und befasst sich mit einem mitreißenden Komplex aus Gewalt, Politik, Spionage und Korruption.
Deutschland ist raus aus der WM, das heißt aber nicht, dass du mit deinen Freunden nicht mehr zusammen etwas anschauen kannst – wie wäre es zum Beispiel mit der neuen Staffel Orange Is the New Black oder einer indischen Verbrecher-Serie?

Zentralflughafen THF (5. Juli im Kino)

„In Tempelhof gibt es die beste Aussicht. Auch wenn sie mir 400 Euro geben, gehe ich hier nicht weg.“ Das könnte jeder Besucher des Tempelhofer Feldes schon mal gesagt haben, wenn er zum Beispiel den Sonnenuntergang bestaunt. Tatsächlich stammt die Aussage von einem geflüchteten Mann, den der Regisseur Karim Aïnouz  in seiner Doku Zentralflughafen THF filmt. Die Doku porträtiert das Nebeneinander von Freizeit auf dem Tempelhofer Feld und dem Leben im Hangar als Notunterkunft. Weiße Boxen und eine Decke vor dem Hochbett, das sind die Mittel der Privatsphäre in den Hangars in Tempelhof im Jahr 2016/2017, als dort mehr als zweitausend geflüchtete Menschen Zuflucht fanden. Ein Jahr lang begleitet der in der Nähe lebende Aïnouz den 19-jährigen Syrer Ibrahim und den Mittdreißiger Qutaiba aus dem Irak. Dabei kommt der brasilianische Filmemacher mit algerischen Wurzeln den arabischen Männern nahe, ganz ohne ihre Sprache zu beherrschen. Ihre Hoffnungen, Heimweh, die alltäglichen Herausforderungen, wie das Erlernen der Sprache oder die Jobsuche, spielen in der Doku ebenso eine Rolle wie den Mikrokosmos der Flüchtlingsunterkunft zu durchdringen. Wie funktioniert alles, wo muss man als Ankömmling hin und wo gibt es Essen? Es ist eine sehr sehenswerte Doku, die eines ganz klar macht: Menschen können in den unbequemsten Situationen wieder neuen Mut schöpfen und einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft leisten, wenn sie ein wenig Hoffnung auf eine bessere Zukunft haben.

Sacred Game (6. Juli auf Netflix)

Aus Indien kommen nur Bollywood-Streifen?! Weit gefehlt, wie die neue Netflix-Serie Sacred Game (basiert auf dem gleichnamigen Roman) beweist, die ziemlich düster und brutal daherkommt. Sartaj Singh (Saif Ali Khan) ist ein Polizist in Mumbai. Er hat einen harten Stand in seiner Einheit, denn statt sich seinen korrupten Kollegen anzuschließen, versucht er die unnötige Erschießung eines 18-jährigen Jungen nicht zu vertuschen. Das bringt ihm mächtig Ärger ein. Der unglückliche Mann wurde auch noch von seiner Frau verlassen und scheint Selbstmordgedanken zu haben. Doch dann erhält er einen mysteriösen Anruf von einem Mann mit verzerrter Stimme. Wie sich herausstellt, steckt dahinter der seit 15 Jahren gesuchte Pate Ganesh Gaitonde (Nawazuddin Siddiqui), der Sartaj mitteilt, dass in 25 Tagen alle in der Stadt sterben werden und es nun an Sartaj liegt, seine Stadt zu retten. Die Serie Sacred Game wurde schnell als neues Narcos betitelt, dieser Vergleich liegt zwar nahe wegen den kriminellen Machenschaften: von Drogenhandel bis hin zu Korruption und Spionage. Allerdings ist das Feeling ein völlig anderes. Über Pablo Escobar gibt es viele Mythen und Erzählungen, während indische Verbrechensstrukturen zumindest hier im Westen ziemlich wenig bekannt sind. Darin liegt eine große Faszination, die die Serie auch für sich zu nutzen weiß. Was uns sehr gefällt ist, dass die Serie genauso wie Narcos auf den Originalton setzt und mit englischen Untertiteln gezeigt wird. Das macht das Ganze unmittelbarer. Ähnlich wie ein Bollywood-Film wird bei Sacred Game sehr viel Wert auf Farbe und Musik gelegt. Vieles hat einen gelblichen Touch und übersetzt so filmisch die Hitze und macht die engen Gassen und Straßen noch undurchdringlicher. Die Serie arbeitet mit vielen Zeitsprüngen und bringt den Zuschauer durch das Thema Religion sofort in den indischen Alltag hinein, wenn zum Beispiel ein Streit entsteht nachdem ein Hindu in seinem Essen ein Hühnerbein findet. Wir fanden die ersten beiden Folgen sehr faszinierend wie spannend und werden definitiv weitergucken.

 

Sharp Objects (7. Juli auf Sky)

Big Little Lies war die Mini-Serien-Sensation im vergangenen Jahr. Nicht unbedingt nur wegen dem herausragenden Cast um Nicole Kidman und Reese Witherspoon (zweite Staffel wird bereits gefilmt), sondern auch wegen der filmischen Erzählung der Geschichte. Cleaner Look vom Strand und den teuren Häusern trifft auf die Rohheit im Inneren, wie die toxische Ehe von Perry und Celeste, die bis ins letzte Detail die Gewalttätigkeiten in ihrer Suche um Wiedergutmachung zeigt. Man merkt bei Sharp Objects definitiv, dass der gleiche Regisseur Jean-Marc Vallée am Werk ist, schließlich sieht der Südstaaten-Kleinstadt-Flair mit kühler Limonade in der Hand und Walla-Walla-Kleidern wirklich nett aus, doch das bleibt nicht lange so. Die Hauptrolle der HBO-Serie übernimmt Amy Adams, die damit ihr Serien-Debüt gibt (Gastauftritte weggerechnet). Sie spielt die Rolle einer Journalistin namens Camille, die in ihre Heimatstadt zurückkehrt, um über den Mord zweier jungen Mädchen zu berichten. Währenddessen beschäftigt sie sich auch mit ihrer eigenen Vergangenheit und beginnt sich ein wenig zu sehr, mit den jungen Mädchen zu identifizieren. Leider konnten wir selbst noch keinen Blick in die Serie werfen, haben sie aber in unsere Watchlist aufgenommen, weil sie schon ziemlich spannend klingt. Das Verhältnis zwischen Camille und ihrer Mutter ist besonders belastet und verspricht ziemlich kompliziert zu werden. Die Geschichte ist übrigens aus der Feder von Gillian Flynn, die bereits mit Gone Girl gezeigt hat, das sie das Thriller-Genre beherrscht.

 

Orange Is the New Black: Season 6 (27. Juli auf Netflix)

(Achtung Spoiler) Diese Serie ist Kult, gar keine Frage. Es gibt nicht nur liebenswerte, facettenreiche Charaktere, die einen in den Alltag eines Frauengefängnisses mit hineinziehen sowie herzrasende Spannung wie in der fünften Staffel, die Serie trägt auch wichtige gesellschaftliche Diskurse mit sich. Von der LGBTQ-Gemeinschaft über Misogynie bis hin zu White-Privilege und dem Gefängnis als Anfang vom Ende eines Lebens in der Gesellschaft. Bereits in der letzten Staffel haben sich einige essenzielle Veränderungen gezeigt: Die sonst von Charakteren angefeuerte Story wurde von dem Event des Aufstands der Frauen gegen die Wärter geleitet. Dazu sorgte der Einstieg von Wärter Piscatella in das von den Frauen übernommene Gefängnis für Horrormomente, der sonst als Dramedy angesiedelten Serie. Der erste Teaser-Trailer zur sechsten Staffel weist nochmal auf diese neue Richtung hin, denn mit der Ära des Gefängnisses Litchfield ist es vorüber. Wo die Frauen hingebracht werden und ob es noch mehr tränenreiche Trennungen wie von Flaca und Maritza gibt – das sind Fragen der neuen Staffel. Genauso offen ist, ob wir Daya wiedersehen, die den Wärter und Veteran Humphrey erschossen hat. Wir sind auch besonders gespannt, wie es mit Linda von dem Unternehmen MCC weitergeht (leiten das Gefängnis Litchfield). Sie wird als absolut herzlose Karrierefrau gezeigt, die als Undercover-Insassin nach Litchfield kommt. Ihre Backstory unterstreicht, dass sie keine Skrupel hat. So nimmt sie den Tod ihrer engen Freundin, den sie mitverschuldet hat, als Anstoß, um vor anderen College-Studentinnen als mitfühlende Heldin wahrgenommen zu werden. Gerade sie bekommt aber einen Einblick, wie die Gefängnisleitung Frauen regelrecht als Sklaven hält und wie die dortigen Zustände, depressive, aggressive und verlorene Seelen macht. Ob sie dieses Wissen für die gute Sache nutzt und den Frauen hilft, darin besteht eine entscheidende Entwicklung. Denn sie hätte in ihrer privilegierten Stellung die Möglichkeit etwas an der Lebensrealität der Insassinnen zu ändern …

Delphi Lux, Kantstraße 10, 10623 Berlin

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