Berlins Hochbauämter fahnden nach einsturzgefährdeten mobilen Schulbauten. Anlass ist die Sperrung von gleich drei Gebäuden in Steglitz-Zehlendorf, bei denen Statiker eine mangelnde Standfestigkeit diagnostiziert hatten. Der gleiche Gebäudetyp kam in West-Berlin Ende der 80er Jahre vielfach zum Einsatz, als die vorhandenen festen Schulgebäude nicht ausreichten, um die wachsenden Schülerzahlen aufzunehmen. Betroffen sind aktuell die Mühlenau-, die Kronach– und die Sachsenwald-Grundschule.
Da weitere Unterlagen fehlten, wurde entschieden, die Statik der Räume prüfen zu lassen. Dies geschah in den Osterferien. Da der Statiker „gravierende Mängel und Risse im Tragwerk“ feststellte, sei die Sperrung der Schule verfügt worden, erläuterte Karnetzki am Dienstag den Ablauf.
Der Gebäudetyp läuft unter der Bezeichnung „MUR“ – der Abkürzung für „Mobile Unterrichtsräume“. An den drei genannten Schulen umfassen sie jeweils acht Räume. Die Schüler, die in diesen Räumen normalerweise unterrichtet werden, müssen jetzt in den Hauptgebäuden untergebracht werden, bis klar ist, wie schwer die Schäden sind. Geprüft wird jetzt, ob sich die Probleme mit einer Sanierung beheben lassen oder ob die Gebäude abgerissen werden müssen.
Alle Schulämter wurden sofort alarmiert
Das Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf war derart alarmiert, dass alle anderen Schulämter von dem Problem unterrichtet wurden. Inzwischen haben sie die Hochbauämter informiert, die für die Gebäude zuständig ist. Aus Neukölln kam bereits am Dienstag die Bestätigung, dass es dort den identischen Bautyp gibt. „Wir haben auch solche Gebäude“, sagte der Leiter des Facilitymanagements, Kristian Schiemann, auf Anfrage. Wie viel insgesamt errichtet wurde, sei aber noch unklar. „Die Statiker werden das alles überprüfen“, stellte Schiemann in Aussicht.
Schäden bei Renovierungsarbeiten entdeckt
Nach Angaben der Steglitz-Zehlendorfer Schulstadträtin Cerstin Richter-Kotowski (CDU) wurde der Schaden bei einer Renovierungsaktion der Schule in den Ferien entdeckt. Die Schule habe geplant, den Mobilbau ein bisschen auf Vordermann zu bringen und zu streichen. Dabei seien die Risse in den Decken aufgefallen. Statiker hätten Einsturzgefahr festgestellt, das Bauamt habe das Gebäude gesperrt und veranlasst, dass auch die Mobilbauten des gleichen Typs, die an anderen Schulen des Bezirks eingesetzt wurden, überprüft werden. Sie selbst habe am vergangenen Freitag von dem Fall erfahren, sagte Richter-Kotowski.
Das wichtigste sei, dass die Schüler nicht in einsturzgefährdeten Räumen unterrichtet werden. Die acht Klassen müssen jetzt anderweitig untergebracht werden. Nach Angaben auf der Schulhomepage steht der Container, „Wiesenbau“ genannt, seit 1992 auf dem Schulgelände.
400 Millionen Euro Sanierungsstau
Der Bezirk Steglitz-Zehlendorf steht besonders in der Kritik von Eltern und Schülern, weil er in den vergangenen Jahren weniger als andere Bezirke in die Schulen investierte. In der Folge ist der Sanierungsstau wesentlich höher als in den meisten anderen Bezirken. Er beträgt über 400 Millionen Euro. Zum Vergleich: In Charlottenburg-Wilmersdorf gibt der Bezirk den Sanierungsstau nur mit 50 Millionen Euro an. Die Elternschaft hat bereits mit mehreren Aktionen auf die Zustände aufmerksam gemacht. Zuletzt demonstrierten Schüler einzelner Schulen für sanierte Toiletten.
Im Juni plant der Bezirkschülerausschuss eine Großdemonstration, die vom Rathaus Zehlendorf zum Rathaus Steglitz führen soll. Die Schüler halten an ihrer lang geplanten Demo fest, obwohl inzwischen ein neues Investitionsprogramm des Landes aufgelegt wurde: „Das Geld reicht nicht aus, um unsere Schulen zu sanieren“, lautet das Argument der Schüler.