Therapieladen e.V. in Schöneberg

Cannabis bleibt ein Sorgenkind

Mit den Folgen des Cannabis-Konsums beschäftigt sich der Therapieladen e.V. Tag für Tag.
Mit den Folgen des Cannabis-Konsums beschäftigt sich der Therapieladen e.V. Tag für Tag.
Potsdamer Straße - Der Therapieladen hilft seit fast 30 Jahren Menschen, die von Rauschmitteln nicht loskommen - mit dem Schwerpunkt auf Cannabis und Partydrogen. Die Risiken des regelmäßigen Kiffens würden nach wie vor unterschätzt, sagt Mitarbeiterin Birgit Spohr und äußert im Gespräch mit QIEZ.de auch Zweifel an der Eröffnung eines Coffeeshops in Berlin.

Ein Altbau an der sehr lebendigen Ecke Potsdamer / Bülowstraße ist die Heimat des Therapieladen e.V., der im nächsten Jahr einen runden Geburtstag feiert. Der Name ist auf den ehemaligen Standort in einem Ladengeschäft zurückzuführen. Gegründet wurde die Therapieeinrichtung, um jungen Menschen zu helfen, die Probleme mit den physischen und psychischen Folgen des Cannabis-Konsums haben.

Im Laufe der Jahre hat der Therapieladen, für den zwölf Mitarbeiter hauptsächlich in Teilzeit tätig sind, auch mit Menschen gearbeitet, die andere Drogen als Haschisch und Marihuana konsumieren. So initiierte das Team schon 1996 eine Hotline zur Partydroge Ecstasy. Cannabis, manchmal im Verbund mit anderen Rauschmitteln, bleibt aber der Schwerpunkt der Arbeit. Auch wenn es Nutzer gibt, die keine gravierenden Folgen spüren, warnt Spohr: „Ähnlich wie bei Alkohol wird es breit unterschätzt, wie viele Risiken mit dem Konsum verbunden sind.“ Immer wieder bekommen sie und ihre KollegInnen es mit Klienten zu tun, die ihren Alltag nicht mehr meistern können oder psychische Störungen bis hin zu Verfolgungswahn bekommen.

Online fällt das Hilfesuchen manchen leichter

Das Durchschnittsalter derer, die in der Potsdamer Straße eine ambulante Therapie beginnen, liegt heute bei etwa 25. In der Regel werden den Hilfesuchenden Einzel- und Gruppentermine angeboten. Dank der Vielfalt der therapeutischen Ausbildungen der MitarbeiterInnen kann das Therapieladen-Team sehr spezifisch auf seine Klienten eingehen. Ein Spezialgebiet ist etwa die Behandlung von Menschen mit psychischer Erkrankung, die darüber hinaus Probleme mit dem Kiffen haben. Seit der Teilnahme an einem Forschungsprojekt wird auch die „Multidimensionale Forschungstherapie“ erfolgreich angewendet. Bei dieser Langzeittherapie mit mehreren Terminen pro Woche steht nicht nur der jugendliche Klient im Mittelpunkt, sondern es werden beispielsweise Eltern, der Ausbildungsbetrieb oder Jugendhelfer miteinbezogen.

In der digitalen Welt ist der Therapieladen ebenfalls angekommen. Es gibt gleich zwei Online-Angebote: eines für Eltern von Jugendlichen, die Suchtmittel konsumieren, eines für Betroffene selbst. Beim Programm „Quit the Shit“ , unter anderem von der Delphi Gesellschaft und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung entwickelt, wird Cannabis-Nutzern geholfen, die ihren Konsum verringern oder aufgeben möchten. Ein Mittel dazu ist das Führen eines Online-Tagebuchs. Zu den Vorzügen sagt Birgit Spohr: „Wir erreichen mit dem Online-Angebot andere Klienten“ – etwa Schauspieler oder sonstige Berufsgruppen mit ‚Außenwirkung‘, die nicht zu einer persönlichen Beratung gehen würden. Das gilt ebenso für das Programm ELSA: Hier werden Mütter und Väter, die sich um den Suchtmittel- oder Medienkonsum ihrer Kinder sorgen, per Mail oder im Chat beraten und bei Bedarf einige Wochen lang per Tagebuch in ihrem Erziehungsalltag begleitet.

Und was hält eine Frau aus der Praxis von der Diskussion um die Eröffnung eines Coffeeshops im Görlitzer Park, mit dem man den Drogenhandel in den Griff bekommen nöchte? Die aktuelle Gesetzeslage findet Birgit Spohr problematisch, weil durch das Verbot der offensive Umgang mit den Folgen des Konsums etwa in Schule und Betrieb erschwert werde und manche Konsumenten immer noch davor zurückschreckten, sich Hilfe zu holen. Doch sie ist skeptisch, ob der kontrollierte Verkauf an einem Ort wirklich den Handel auf dem Schwarzmarkt eindämmen kann.

Therapieladen: Verein zur sozialen u. psychoth. Betreuung Suchtmittelgefährdeter, Potsdamer Str. 131, 10783 Berlin

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