Bedingungsloses Grundeinkommen

Dieser Berliner schenkt dir 12.000 Euro

Er ist Kreuzbergs Robin Hood. Michael Bohmeyer muss nicht stehlen, um Geld verschenken zu können. Er sammelt es im Internet.
Er ist Kreuzbergs Robin Hood. Michael Bohmeyer muss nicht stehlen, um Geld verschenken zu können. Er sammelt es im Internet.
Kreuzberg - Was würdest du tun, wenn für dein Einkommen gesorgt wäre? Nicht faulenzen, davon geht Michael Bohmeyer vom Verein "Mein Grundeinkommen" aus. Er sammelt per Crowdfunding Geld, das ein Jahr lang an mittlerweile 15 Menschen ausgezahlt wird. Am 25. Oktober werden es wieder zwei mehr. Und einer von ihnen könntest du sein ...

Als Gesellschafter eines Start-ups verdient Michael monatlich 1000 Euro, ohne selbst ins Büro zu gehen. Er hat sich gegen die Position des Geschäftsführers und das damit einhergehende Gehalt entschieden. So kann er tun, was ihm wirklich Spaß macht. „Ich hatte mal Lust auf was Neues. Und diese Situation hat mich ganz krass verändert! Ich bin mutiger, kreativer, gechillter und ein besserer Vater. Seit dieser ganze Druck weg ist, habe ich gemerkt, was alles noch in meinem Leben steckt.“

Eigentlich wollte Michael in der neuen Freizeit richtig faulenzen. Stattdessen war er produktiver denn je und fragte sich, ob es anderen genauso gehen würde. Also gründete er „Mein Grundeinkommen e.V.„. Mittels Crowdfunding sammelt der Verein Geld, das in einer Online-Community verschenkt wird. Zehn Menschen sind bei dem Verein angestellt. Schon 15 Leuten konnten sie ein bedingungsloses Grundeinkommen von 1.000 Euro im Monat finanzieren – und so eine Utopie einfach mal ausprobieren.

Ein völlig unlogisches Experiment

Die Gewinner des Geldes sind völlig unterschiedlich. Aber eins haben vom Kind bis zur Rentnerin alle gemeinsam: „Alle berichten, dass sie ruhiger schlafen und entspannter sind. Sie stehen neben dem Wettlauf um das Geld“, sagt Michael. Die meisten gehen noch ihrem Job nach, haben aber mehr Zeit für die Liebsten. „Eine Gewinnerfamilie hat letztens zum ersten Mal wieder einen gemeinsamen Spaziergang gemacht“, weiß Michael. Und einer wurde vom Callcenter-Agenten zum Studenten der Sozialpädagogik.

Beobachtet und ausgewertet wird das Verhalten der Gewinner nicht. Und Michael gibt zu: sein Grundeinkommen ist ökonomisch völlig unlogisch. Immerhin spenden Tausende, ohne selbst etwas davon zu haben. Er erklärt das so: „Die Leute haben eine große Experimentierfreude. Man kann sich natürlich über das Grundeinkommen streiten. Aber unser Experiment ist wie ein Hoffnungsschimmer der Menschlichkeit. Immerhin finanzieren uns über 6.000 Leute dauerhaft und mehr als 120.000 Leute nehmen an der aktuellen Verlosung teil!“

Wie möchtest du eigentlich leben?

Außerdem: „Wir generieren Geschichten, in denen sich Menschen wiederfinden. Und schwups, stellen sie sich so ein freies Leben vor.“ Allein diese essentielle Frage könne unsere Gesellschaft verändern: Wie möchtest du eigentlich leben? Auf der Homepage zum Verein kann man sich anschauen, was Menschen mit der Finanzspritze anstellen wollen. Ein Buch schreiben zum Beispiel, ein Surf-Camp eröffnen, ein Musikvideo produzieren oder endlich in Ruhe die Doktorarbeit schreiben. Michael ist egal, welcher Bewerber am Ende das Grundeinkommen gewinnt. Weil es eben bedingungslos sein soll. Darum wird es auch verlost statt gewählt. Positiver Nebeneffekt: als Gewinn ist das Geld außerdem steuerfrei.

Auch du kannst noch bis zum 24. Oktober an der Verlosung des bedingungslosen Grundeinkommens teilnehmen. Die Verlosung findet am 25. Oktober um 14.25 Uhr statt. Eine neue Besonderheit: Dieses Mal werden erstmals zwei Grundeinkommen verlost, damit die Gewinner sich austauschen und gegenseitig beflügeln können. Alle weiteren Infos erwährst du auf der Seite vom Verein. Oder schau an, wie Michael selbst es eklärt:

 

Dieser Berliner schenkt dir 12.000 Euro, Skalitzer Straße 85, 10997 Berlin

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