Lange wurde um die Finanzierung gerungen, nun ist es so weit: Das längste noch existierende Stück der Berliner Mauer wird generalüberholt. Ab dem morgigen Dienstag, witterungsbedingt um einen Tag verspätet, werden die aufgemalten Kunstwerke der East-Side-Gallery „von Graffiti und Schmierereien gereinigt und konserviert“, wie das Bezirksamt mitteilt. Zudem sollen Löcher im Beton, die durch Vandalismus entstanden sind, gestopft werden.
Vor nicht allzu langer Zeit ging es noch um ganz andere Löcher. Aufgrund der Bautätigkeit in der Mühlenstraße 60 wurden vom Investor mehrfach – geduldet vom Bezirksamt – Teile der denkmalgeschützten Mauer versetzt. Die Künstlerinitiative East Side Gallery e.V. hatte dagegen protestiert und rechtliche Schritte eingeleitet. Deren erster Vorsitzender Kani Alavi ist auf die Verantwortlichen nach wie vor nicht gut zu sprechen. Über die Reinigungspläne des Grünflächenamts wurden die Künstler seinen Angaben nach nicht informiert. Das Tischtuch scheint zerschnitten – so viel wird im Gespräch mit dem erbost wirkenden Alavi deutlich. Eine Beteiligung der Initiative bei der Planung der eigentlich gewünschten Reinigung hätte der Vorsitzende für geboten gehalten.
Kofinanzierung durch Bund und Land
Im Streit zwischen Alavi und der Künstlerinitiative auf der einen sowie dem Bauherrn aus der Mühlenstraße 60 und dem Bezirksamt auf der anderen Seite kommt das Dilemma der Mauerkunst zum Tragen: Während Alavi von „Urheberrecht“ spricht, reklamiert der Bezirk die East-Side-Gallery als Teil des öffentlichen Raums, einer Grünanlage. Es bleibt die Frage, wer für den Erhalt zuständig sein sollte und wer über Veränderungen entscheiden darf.