Grün-schimmlige Fassaden, abblätternde Tapete, bröckelnde Stuckelemente, offene Fenster und eingetretene Türen, die wasserleckende Decke, Pfützen- und Schimmelbildung. Zu sagen, die Riviera habe schon einmal bessere Zeiten erlebt, zu ihrer Entstehung 1897-98, ist eine grobe Untertreibung. Seit dem Jahr 1991, als die Lokale des Riviera Hotel-Restaurants und des daneben liegenden „Gesellschaftshauses“ geschlossen wurden, rotten Hotel und Ballsaal vor sich hin. Dabei war das Gelände bereits 1977 unter Denkmalschutz gestellt worden, so zeigt es die zusammengetragene Chronik der Initiative riviera-retten.de auf, welche von der AG Ortsgestaltung Grünau ins Leben gerufen wurde .
Im Frühjahr des Milleniums sollte dann der Wandel folgen – man überlegte im Mai 2000, aus dem Gelände eine Wohnanlage und ein neues Hotel zu meißeln. Hierfür hatte die damalige Eigentümerin das Gelände als ein denkmalgeschütztes vergünstigt aufgekauft. Als sich herausstellte, dass die Investitionen sich aller Wahrscheinlichkeit nicht rechnen werden, versiegten jedwede Bau- oder Instandsetzungsmaßnahmen. Zu diesem Zeitpunkt – 2001 – war ein Großteil der Inneneinrichtung bereits geplündert und die Räume stark verunstaltet. Noch heute zieht die rustikale Ruine – verbotenerweise – manche Abenteuerfreudigen an, ähnlich dem Spreepark mit seinen anachronistischen Jahrmarktfossilien. 2006 ging das Eigentum de facto über in die Hand von Selahattin Erdem, einem Potsdamer Unternehmer, der als Bevollmächtigter seiner Schwester für das Grundstück auftritt.
Verfallen lassen, um Neubau voranzutreiben
Sprung in die Gegenwart: Die Eigentümerin hatte einen Antrag auf Abriss und Neubebauung des Grundstücks beantragt – welcher abgelehnt wurde. Erdem wurde in der Folge von der 16. Kammer des Verwaltungsgerichts dazu verpflichtet, sich dem Denkmalsschutz seines Gebäudes anzunehmen. Die AG Ortsgestaltung Grünau spricht den Verdacht an – und die ausdrückliche Forderung des Verwaltungsgerichts lässt den Rückschluss ebenfalls zu -, dass die Eigentümerin über Jahre hinweg Riviera und Gesellschaftshaus hat verfallen lassen, damit diese den Status des Denkmalschutzes verlieren und neu bebaut werden können.
Die AG Ortsgestaltung begrüßt den Schritt des Bezirksamts, da Erdem trotz gegenläufiger Ankündigung im November nichts getan habe. Der AG-Vorsitzende Bernd Hamm ist voller Hoffnung, dass es nun vorangeht. Bis Mitte des Jahres könne die Konzeption zur Gestaltung des Ufers in Kraft treten, die den jetzigen oder möglichen neuen Besitzern des Grundstücks Klarheit verschaffe. Wie die Säle der beiden Gebäude soll das Dahmeufer auch künftig frei zugänglich sein. Hamm rechnet damit, dass das Bezirksamt an der Sache dran bleibt und weiter Druck ausübt. Und wer weiß, vielleicht kommt es dann ja zu einem Verkauf – ein neuer Investor, der die Vorgaben erfüllen will, steht angeblich bereit.