Durch ihren fast 1000 Quadratmeter großen Kassenbereich eignete sich die ehemalige Landesbank Berlin besonders gut als neue Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete. Einige Leitungen mussten noch überprüft, Brandschutzvorkehrungen getroffen, Rettungswege ausgebaut und natürlich Einrichtungsgegenstände herbeigeschafft werden Jetzt wird hier das Aufnahmeverfahren nach dem „Berliner Modell“ durchgeführt. Es soll beispielhaft für die schnellere Bearbeitung von Asylanträgen werden.
An einem Tag von der Registrierung ins Jobcenter
In erster Linie geht es mit der neuen Einrichtung darum, Wartezeiten für Geflüchtete zu reduzieren und ihre Wartesituation zu verbessern. Um das zu erreichen, sitzen jetzt alle an der Registerierung beteiligten Stellen unter einem Dach in der Bundesallee. Wenn alles gut läuft, werden dort Menschen an nur einem Tag registriert, bei Bedarf medizinisch versorgt und von Sozialarbeitern beraten. Sie sollen außerdem erfahren, ob sie in Deutschland bleiben dürfen und wo sie unterkommen. Und im Idealfall werden sie auch gleich ins System des Arbeitsamtes eingespeist, sodass ihnen zeitnah ein Integrationskurs, Aus- oder Weiterbildungsplatz oder sogar ein Job vermittelt werden kann.
Für das Warten im Trockenen und Warmen stehen in der Bundesalle mehrere Räume zur Verfügung. Insgesamt sind es drei, in denen sich Menschen entsprechend des Bearbeitungsstatus ihrer Anträge aufhalten. Die erste Anlaufstelle ist die große Wartehalle im Erdgeschoss. Hier sitzt man, wie im gesamten Haus, auf Wartebänken, die vom Flughafen BER in die Bundesallee gebracht wurden. „Eigentlich waren die Bänke für Abflüge gedacht, jetzt eben für Ankünfte. Ist doch auch in Ordnung!“, sagt ein Projektleiter, als er uns durch die neuen Räumlichkeiten führt.
Außerdem erfahren wir von ihm, dass das Haus oft für Filmaufnahmen genutzt wurde, zum Beispiel für den Spreewaldkrimi. Die große Wartehalle diente zuletzt als Flughafenkulisse. Hier erhalten Geflüchtete am Tresen jetzt ihre Wartenummern, werden in einzelnen Räumen von Mitarbeitern der Charité medizinisch versorgt, können sich in Räume für das Stillen von Kleinkindern oder in eine Spielecke zurückziehen. Dann werden sie von einem Sprachmittler abgeholt und auf dem weiteren Weg durch das Haus begleitet.
Mit einem Armband, einem Laufzettel und einem konkreten Termin für die Bearbeitung des Antrages ausgerüstet, geht es eine Etage höher. Dort besteht die Möglichkeit, eine Sozialberatung zu erhalten, die allen Geflüchteten zusteht. Sollte diese nicht erforderlich sein, geht es weiter in die Büros, in denen die Anträge erfasst und bearbeitet werden. Auch in dieser Etage finden die Antragsteller einen eigenen Warteraum, außerdem Mitarbeiter von Hilfsorganisationen, die sie mit Snacks und Getränken versorgen.
Im dritten Warteraum schließlich werden die Akten wieder mit ihren Besitzern zusammengeführt. In der sogenannten „Ausgabestelle“ gibt es neben drei Kabinen für Gespräche mit den Geflüchteten auch Ruheräume. An dieser Stelle wird ihnen mitgeteilt, ob sie in Deutschland bleiben dürfen. In diesem Fall geht es weiter in die anderen Etagen des Gebäudes, zuerst zum Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) für die Beantragung von Asyl und die Zuteilung einer Unterkunft. Dann zur Ausländerbehörde und zum Arbeitsamt. Wird der Antrag auf Bleiberecht abgelehnt, wird in der „Ausgabe“ auch über Rückführungsmöglichkeiten und entsprechende Maßnahmen informiert.
Trotz des veränderten Registrierungs- und Aufnahmeverfahrens können zurzeit noch nicht mehr Anträge bearbeitet werden, als bisher im LAGeSo in der Turmstraße. 350 sind es täglich. Durch mehr Personal in der Bundesallee, ein schnelles Aufarbeiten noch nicht abgeschlossener Fälle und vor allem die geregelte Terminvergaben soll in der neuen Einrichtung aber bald eine Registrierung von bis zu 1000 Geflüchteten am Tag möglich sein. Antragsteller müssten außerdem nicht mehr vor Ort, sondern könnten in Notunterkünften warten und würden zum entsprechenden Zeitpunkt mit Bussen in die Bundesallee gebracht. Auch in der Turmstraße wird übrigens weiter registriert. Mittelfristig sollen dort dann aber vor allem Sozialleistungen für Neu-Berliner bewilligt werden.
