1. Der Nollendorfkiez
So hat sich die Nollendorfstraße, eine kleine Straße in Schöneberg, in den letzten Jahren mächtig gemausert. Hier siedelten sich zwischen den schon lange ansässigen Antiquariaten Feinkostläden, Galerien, Cafés und Restaurants an. Die Menschen sitzen vor den Souterrain-Läden und Restaurants und es herrscht eine geradezu südländische Gelassenheit, die auch den Besucher verführt, sich einfach treiben zu lassen. Hier bekommt man spanische Spezialitäten und französische Baguette. Letztere in der französischen Patisserie, in der man auch mal ein Glas Champagner trinken kann. Schräg gegenüber liegt das Haus Nr. 17, in dem von 1920 bis 1933 der englische Schriftsteller Christopher Isherwood wohnte. Hier schrieb er seinen weltberühmten Roman „Cabaret“, der unter gleichnamigen Titel mit Liza Minnelli verfilmt wurde. Durch eine offene Zufahrt gelangt man von hinten auf den Hof des Metropol Theaters, wo Emil und die Detektive ihr Hauptquartier aufgeschlagen hatten, zumindest in Erich Kästners Roman. An der Ecke Maaßenstraße gibt es eine Filiale der Münchner Hofpfisterei, diese ist nicht nur ein Rettungsanker für süddeutsche Immigranten. Und in der Maaßenstraße links befindet sich das Reza, ein Café im Stil der Pariser Zwanziger Jahre mit Originalfotografien von Helmut Newton und anderen Künstlern. Nachts mutiert das Café zur angesagten Bar.
Um die Ecke auf dem Winterfeldtplatz ist mittwochs und samstags Markttag. Gleich am Platz liegt eine traditionelle Kultkneipe, das Slumberland, ein Strand mit Drinks und Palmen. Wer abends Appetit auf iranischen Kaviar und ein lange gereiftes Stück Rindfleisch vom Black Angus hat, geht in das Restaurant Monsieur Le Boeuf in der Nollendorfstr. 10, das gleich neben einer Filiale der Hofpfisterei liegt. Dort werden Entrecôte, Filet, aber auch Fisch perfekt zubereitet.
2. Aus einer Brache wird ein Park: Radeln im Gleisdreieck
Gleich am Potsdamer Platz liegt das Gleisdreieck, ein ehemaliges Bahngelände, das seit Kriegsende brach lag. Auf einer Fläche von 26 ha entstand unter Bürgerbeteiligung eine vielseitige Parkanlage mit vielen Relikten der ehemaligen Gleisanlage, einem Wäldchen, sowie Sport- und Spielstätten. Am besten fährt man mit dem Rad über das Gelände. Fahrräder kann man in vielen Hotels mieten. Man bekommt sie auch an über 50 Stationen der Deutschen Bahn in der Innenstadt Berlins. Kaninchen hoppeln über die Wiesen, im Sand wird Beachvolleyball gespielt und ein Intercity fährt mitten durch den Park. Ein altes Stellwerk wurde zu einem Café umgewandelt und Kinder spielen und bauen auf Abenteuerspielplätzen. Viele Kreuzberger Straßen münden in der Parkanlage und hinter Fliederbüschen wird weitergebaut. Da spürt man wieder das urbane Leben.
Ganz in der Nähe, am Tempelhofer Ufer, lohnt sich ein Besuch im Deutschen Technikmuseum.
Radelt man ein Stück weiter, kommt man zum Kreuzberg. Auf dessen „Gipfel“ befindet sich das Golgatha, ein Biergarten Berlin Style. Der Garten ist von April bis September und bei schönem Wetter auch im Oktober geöffnet. Hier bekommt man Rostbratwürste vom Holzkohlengrill und verschiedene Biere, unter anderen das Helle von Augustiner und das Hefeweißbier von Franziskaner.
Am östlichen Ende von Kreuzberg, am Leuschnerdamm 25, wo früher die Berliner Mauer einen Knick machte, gibt es immer noch das Altberliner Gasthaus Henne. Einst hieß es „Litfin“ und bewirtete John F. Kennedy während seines Berlinbesuchs. Später übernahm der Germanist und gebürtige Schwabe Bernd Henne das Lokal und er hatte Erfolg mit einem einfachen Rezept: Dänische Milchmasthähnchen aus der Fritteuse, dazu gibt es gut gezapftes Bier und hinterher Brände aus dem Schwäbischen. Dieses Konzept lockt noch heute viele Gäste an. Das Gasthaus ist immer gut frequentiert, man sollte vorher reservieren oder sich mit einem Bier in der Hand auf längere Wartezeiten einstellen.