Mit dem kleinen, baumumsäumten Teich, seiner Rasenfläche und wilden Brombeersträuchern entpuppt sich der Gustav-Mahler-Platz zwischen Steglitz und Dahlem als kleiner Park mit viel Charme. Auch die Dame im zuständigen Bezirksamt bestätigt, dass der Platz mit seinen 80 mal 90 Metern offiziell als Grünfläche geführt werde. Bereits um die Jahrhundertwende sei er von der zunehmenden Bebauung ausgenommen worden, die das bisherige Umland zum Wohngebiet umwandelte.
Obwohl in diesem wohlhabenden Teil der Stadt heute fast jeder Anwohner einen eigenen Garten hat, sind viele Areale als Parkflächen freigehalten worden. Zu den unzugänglichen Privatanlagen gehören das riesige Garten-Areal der Botschaft von Benin an der Rohlfsstraße am nordwestlichen Ende des Parks. Auch im Süden stehen geräumige Dienstwagen vor eingezäunten Grundstücken mit Kamera-Überwachung
Dazwischen künden zwei Schilder, eines davon an der belebten Englerallee, das andere an der Haderslebener Straße, vom Gustav-Mahler-Platz. Die ansprechend gestaltete Anlage ist ein einladender Ort. Vier Zugänge sind mit Kinderwagen-Rampe oder flachen Treppen auf die Bedürfnisse der Besucher angepasst und selbst eine Großmutter aus der benachbarten Seniorenresidenz kann den zentralen Teich problemlos erreichen. Gleich nebenan lassen ortsansässige Jungs ihre ferngesteuerten Autos hin und her flitzen. Der Verkehr auf der Haderslebener Straße fließt so spärlich, dass die Fahrzeuge sogar dort ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen können.
Eiszeitliche Wassergruben
Das kleine Gewässer im Gustav-Mahler-Park macht auf eine geologische Besonderheit im Süden der Stadt aufmerksam. Fast alle Parks in Dahlem können mit kleinen Tümpeln und Teichen aufwarten. Der „Schwarze Grund“ oder der Dreipfuhlpark sind dafür nur zwei Beispiele. Die Ursachen für die Entstehung dieser wassergefüllten Vertiefungen liegen in der Eiszeit. Das abfließende Eis hinterließ damals die sogenannten „Drumlings“, kleine Hügel, an dessen Füßen sich das Wasser sammeln konnte. Bei Arbeiten am U-Bahnhof Thielplatz stieß man vor 101 Jahren auf einen beinahe 50.000 Kilogramm schweren Findling – auch er ein Zeuge der eiszeitlichen Aktivitäten.
Der Gustav-Mahler-Platz kann nicht mit solch spektakulären Funden aufwarten. Sogar zum Schlittenfahren sind seine Hänge zu flach. Seit 44 Jahren trägt er den Namen des bedeutenden und in der NS-Zeit verfemten Komponisten. Wer auf die Idee für die klangvolle Benennung kam, ist nicht überliefert. Zur Umbenennung kam es wohl, als die Gegend rund um die seit 1903 sogenannte Rückert-Straße, benannt nach dem Dichter Friedrich Rückert, in den 60er Jahren in ein Wohngebiet umgewandelt wurde. Bis heute wird der Teich am Gustav-Mahler-Platz Rückertteich genannt.
Beide Persönlichkeiten hatten nur wenig mit der Hauptstadt zu tun. Rückert, seit 1841 Professor an der Humboldt-Universität, wurde in Berlin nie heimisch. 1848 kehrte er der Märzrevolution den Rücken und kam nie mehr in die Stadt zurück. Mahler selbst besuchte Berlin einige Male, hier wurden auch einige Passagen seiner zweiten Sinfonie uraufgeführt.