Wer in der S3 bis zur Endstation verweilt oder im RE1 zufällig den Halt am Ostbahnhof verschläft, der erreicht irgendwann einen grünen Fleck Erde namens Erkner. 1998 erhielt die Kleinstadt als erster Ort Ostdeutschlands nach der Wiedervereinigung das Stadtrecht. Doch schon Anfang des 20. Jahrhunderts nutzten Berliner das Naherholungsgebiet zum Durchatmen. Und bis heute verbindet Erkner auf tolle Weise Stadt und Erholung.
Unser Rundgang beginnt am Bahnhof. Dafür, dass Erkner im Jahr 1701 noch „Arckenow“ hieß und nur sieben Fischer zur Bevölkerung zählte, hat sich einiges getan. Bus, Regio und S-Bahn fahren hier natürlich nicht so regelmäßig wie in der Hauptstadt, aber immerhin kann der Reisende das Fortbewegungsmittel frei wählen. Das können die Nachbardörfer und Gemeinden nicht von sich behaupten. Sportaffine oder Kulturinteressierte können sich gegenüber vom Busbahnhof in der großen Mehrzweckhalle vergnügen. Sie sieht nicht nur gut genutzt aus – sie ist es auch! Egal ob Konzert, Messe oder Sportverein, die Halle erfreut sich großer Beliebtheit.
Spaß am Wasser
Nach ein paar Minuten Fußweg sehen wir neben dem vielen Grün noch eine Menge Blau. Der Blick von der Brücke schweift über die breite Ausuferung der Spree – sie trägt den Namen Dämeritzsee. Die großflächige Badewiese neben dem Jugendclub ist im Sommer eine beliebte Anlaufstelle. Währenddessen kommen Sportler im Erich-Ring-Stadion um die Ecke mächtig ins Schwitzen. Das geht auch auf dem Boot, KanuSport verleiht für eine Spritztour über die Spree mehr als 150 Boote.
Am Ende der Brücke beginnt bereits der am Wasser liegende Rathauspark. Zwischen Bänken, Bäumen und Wiese findet sich immer noch ein gemütliches Picknickplätzchen. Entspannt angeln, Schwäne füttern oder im Biergarten den Humpen heben, hier kommt jeder auf seine Kosten. Oder wie wäre es mit einem guten Buch? Gleich nebenan stehen euch in der Stadtbibliothek 15.000 Bücher zur Verfügung. Das Gebäude grenzt an die hübsche Stadtvilla Bechsteins, welche heutzutage als Rathaus genutzt wird. Wie es sich gehört befindet sich in der obersten Etage, im sogenannten Bürgersaal, ein Bechsteinflügel. Er wird vor allem bei Veranstaltungen und Preisverleihungen genutzt.
Die Geschichte vom Bahnwärter Thiel
Unser Weg führt vorbei an der bunten Blumenuhr und dem 263 Jahre alten Maulbeerbaum, der auch im Stadtwappen auftaucht. Wir sind im Herzen Erkners angekommen, auf dem Schild lesen wir: Friedrichstraße. Eine Verwechslungsgefahr mit der großen Schwester in Berlin besteht allerdings nicht. Kleine, entzückende Läden säumen die Straße, es gibt Dessous, Blumen und Brötchen. Die Bäckerei Vetter bäckt ihre Schrippen nach eigenem Rezept, so dass die Kundschaft am Sonntagmorgen häufig Schlange steht.
Die Buchhandlung „Zum Bahnwärter Thiel“ macht auf ein weiteres Kapitel der Geschichte Erkners aufmerksam. Gerhart Hauptmann wohnte einige Jahre seines Lebens in Erkner, zuhause war er in der gleichnamigen Straße in der Villa Lassen. Heute bekannt als Gerhart Hauptmann Museum. Die Geschichte des Bahnwärter Thiel spielte sich tatsächlich am Erkneraner Bahnhof ab. Neugierig geworden? Die Dauerausstellung im Museum verrät mehr über den Dichter und sein Leben.
Auf der anderen Seite der Straße eröffnete vor kurzem das City Center Erkner. Die Attraktivität der Stadt wächst augenscheinliche parallel zur Einwohneranzahl. Kindergärten und Schulen expandieren und aufgrund des Platzmangels zieren „Containerdörfer“ die Bildungslandschaft. Der Kinderbauernhof, das Kino Movieland, die Bowlingbahn und das dekorative Eiscafé Bürgerle sind nur ein paar der Lieblingsorte, die es schaffen, den lieben Kleinen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.
Auf unserem Spaziergang entdecken wir außerdem fast jeden erdenklichen Supermarkt, viele Restaurants und sogar einen Wochenmarkt direkt vor der Genezareth Kirche. Um die Pfunde nach ausreichend Speis und Trank wieder zum Schmelzen zu bringen, stehen gleich drei Fitnessstudios zur Verfügung. Wer weder einem Sportverein beitreten, noch ins Studio gehen möchte, der kann unbeobachtet über Feld und Wiese joggen oder den Sprung ins kühle Nass wagen.